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Der im Jahr 1850 erweiterte, theils mit einem Bretterzaune, theils mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, liegt um die Kirche.

Die Baulast der Kirche und der Pfarreigebäude hat die Kirchenpflege; da aber das Vermögen derselben (2500 fl.) hiezu nicht hinreicht, so hatte bisher wegen Zehentbesitzes die Pfarrstelle subsidiarisch einzutreten, welche dermalen ein Provisorium von etwa 6000 fl. gesammelt hat.

Das 1696 erbaute Pfarrhaus, von dem man eine freundliche Aussicht in das Weihung-Thal genießt, steht am westlichen Ende des Dorfs, und bildet mit seinen Nebengebäuden und dem anstoßenden 2 Morgen, 15 Ruthen, 40′ großen Baumgarten, einen angenehmen, wohlgeschlossenen Pfarrhof.

Zwischen der Kirche und dem Pfarrhause steht das Schulhaus mit eingerichteter Lehrerwohnung. An der Schule, welche auch die schulpflichtigen Filialisten zu besuchen haben, unterrichtet ein Schulmeister.

Die Gemeinderathssitzungen werden im Wirtschaftsgebäude, oder in der Wohnung des Schultheißen gehalten.

Die Einwohner, deren Vermögensumstände kaum mittelmäßig zu nennen sind, treiben mit vielem Fleiß hauptsächlich Feldbau und Viehzucht; ein großer Theil derselben (sogenannte Kleinhäusler) nährt sich zugleich durch Taglohnarbeiten und Holzmachen. Die vorhandenen Gewerbe dienen nur für das örtliche Bedürfniß, mit Ausnahme von zwei Ziegeleien und einer außerhalb des Orts an der Weihung gelegenen Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, welche auch für Auswärtige arbeiten. Auch eine Schildwirthschaft mit Brauerei ist im Ort vorhanden. Der begütertste Bürger besitzt 80 Morgen.

Für den Verkehr besteht eine Vicinalstraße über Dorndorf nach Illerrieden, wo sie sich an die Ulm–Leutkircher Landstraße anschließt und eine weitere nach Staig. Über die Weihung sind zwei hölzerne Brücken und einige Stege angelegt.

Der Gemeindebezirk wird von dem Weihung-Thale der Länge nach durchzogen, und ist mit Ausnahme der nicht unbeträchtlichen Gehänge gegen dasselbe ziemlich eben. Von dem Gemeindebezirk getrennt liegt ein namhaftes Stück Feld zwischen den Markungen Beutelreusch, Oberweiler und Wochenau.

Der Boden ist gegen Süden, wo die Felder an Staatswaldungen grenzen, etwas naßkalt und weniger fruchtbar, dagegen aber in der Nähe des Orts und nördlich desselben ergiebig; er besteht theils aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)