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Der sogenannte Zehenthof war ein von alten Zeiten der Grafschaft Kirchberg und Weissenhorn lehnbares Gut. Am 13. October 1473 belehnte Graf Wilhelm von Kirchberg den Ulmer Bürger Lorenz Kraft unter anderem mit den Höfen, großen und kleinen Zehnten zu Hörenhausen, welchen er von Gossolt gekauft hatte (Balzheimer Deduction 1765, Beil. S. 128). Später besaßen dies die Stammler in Ulm. Als im Jahr 1688 Albrecht Stammler ohne Hinterlassung eines männlichen Erben starb, wurde das heimgefallene Lehen von dem Grafen Albrecht Fugger zu Kirchberg und Weissenhorn mit allen Ein- und Zubehörungen an Zinsen, Gülten und anderen Nutzungen, Rechten und Gerechtigkeiten sammt dem großen und kleinen Zehnten zu Hörenhausen laut Urk. vom 2. April 1692 dem gräflich kirchbergischen Rath und Obervogt der Herrschaft Brandenburg und Stadt Dietenheim, Johann Georg Schmidt, wegen seiner geleisteten Dienste zu rechtem Mannlehen gegen baare Erlegung von 2200 fl. überlassen. Seine Nachkommen werden im Jahr 1714 unter dem Namen von Mayenberg in den Reichsritterstand erhoben, und besitzen noch gegenwärtig dieses Lehen.

Durch den Preßburger Frieden kam die Oberlehensherrlichkeit an Bayern, durch Staatsvertrag von 1810 an Württemberg.

e. Weihungszell, Weiler, theils an den rechten Thalgehängen der Weihung, theils in dem Nußbach-Thälchen gelegen. Der ziemlich große Ort hat eine stille, abgeschiedene Lage, 1/2 Stunde nördlich von Siessen, an der von Orsenhausen nach Regglisweiler führenden Vicinalstraße, und besteht aus meist kleinen Gebäuden; beinahe in der Mitte desselben steht die Kapelle zum heil. Petrus mit dreiseitigem Chorschluß und einem Thürmchen (Dachreiter) auf dem westlichen Giebel. Das Innere enthält außer der im Chor angebrachten Jahreszahl 1522 nichts Bemerkenswertes.

Die Ortsstraßen sind in schlechtem Zustande und unreinlich.

Zu dem Ort gehört eine an der Weihung gelegene Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Etwa 1/4 Stunde unterhalb des Orts, auf der linken Seite der Weihung, soll ein Ort Namens „Wald“ gestanden sein, in der Nähe desselben kommt die Benennung „Winkelhofen“ vor; von diesem abgegangenen Orte stand noch lange die Kapelle (Walder Kapelle), aus welcher bei ihrem Abbruch ein in ihr bewahrt gewesenes Bild des heil. Marcus in die Kirche nach Siessen versetzt wurde (s. oben).

Weihungszell gehörte zur Herrschaft Dietenheim und Brandenburg.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)