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die Gutsherrschaft zu unterhalten hat, wurde nach einer an demselben angebrachten Jahrszahl 1551 erbaut, und befindet sich, trotz seines hohen Alters, in gutem baulichen Zustande.

Das Schulhaus, in welchem zugleich die Rathszimmer und die Lehrerswohnung sich befinden, wurde 1846 mit einem Gemeindeaufwand von 10.500 fl. neu erbaut.

In der Nähe der Kirche steht das erst in den Jahren 1852/53 an der Stelle des alten, vor einigen Jahren abgerissenen Schlosses, erbaute neue Schloß des Freiherrn von Süskind, ein großartiges, in einem sehr ansprechenden Style gehaltenes, massives Gebäude, das mit seinen theils neuen, theils noch von dem früheren Schloß herrührenden Neben- und Öconomiegebäuden eine sehr ansehnliche Gruppe bildet. Unter denselben befindet sich auch die im Jahr 1748 zweckmäßig und dauerhaft erbaute herrschaftliche Bierbrauerei, die ihr treffliches Bier weithin absetzt und jährlich 12–15.000 Simri Malz verbraucht. An das neue Schloß lehnt sich ein freundlicher Schloßgarten, von dem man eine liebliche Aussicht in das Roth-Thal genießt. Um das alte Schloß lief ein tiefer Graben, dessen letzte Spuren theilweise noch sichtbar sind[1].

Eine im Jahr 1745 von Graf Anton Ernst von Oettingen erbaute herrschaftliche Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang, die in neuerer Zeit eine verbesserte Einrichtung erhielt, wird am westlichen Ende des Orts von der Roth in Bewegung gesetzt. Zunächst derselben an der Rothbrücke wurde im Jahr 1851 eine Gyps- und Oelmühle erbaut, und einige hundert Schritte weiter oben an dem Flüßchen steht eine Säg-, Öl- und Rändelmühle; an dem Schindbach befindet sich eine Lohmühle.

Im Ort bestehen zwei Schildwirthschaften.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gut gewachsene, kräftige, lebensfrohe Leute; bei der gesunden Lage des Orts kommen ansteckende Krankheiten höchst selten vor, wie denn auch die Einwohner, namentlich die weiblichen, häufig ein hohes Alter erreichen. Feldbau und Viehzucht bilden die Haupterwerbsmittel; die Weberei, welche früher eine bedeutende Erwerbsquelle war, ist in Folge der Linnenfabriken sehr herabgekommen, was drückend auf die im Allgemeinen ziemlich unbemittelten Einwohner einwirkt; dagegen bietet die Grundherrschaft, welcher über 1/3 der Markung eigen ist, viel Gelegenheit zum Verdienst. Mit Ausnahme der Gutsherrschaft


  1. Auf dem nun abgegangenen Schloßthurme hing eine alte Jagdglocke, die Sauglocke genannt, mit der man zur Jagd läutete; sie hatte die Umschrift: „Wenn der Jäger mich läßt erklingen, muß Bauer und Hund zum Jagen springen“
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)