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In der Nähe der Kirche liegt das alte, jedoch nicht ungeräumige Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des ohne Gehilfen angestellten Schulmeisters enthält.

Ein besonderes Rathhaus ist nicht vorhanden, sondern die Gemeinderathssitzungen werden entweder in der Wohnung des Ortsvorstandes oder im Wirthshaus abgehalten.

Südwestlich vom Ort, in der Nähe der Mühle, stand ein dem Grafen von Fugger gehöriges, sehr altes Schloß, welches mit einem Wassergraben umgeben war; dasselbe wurde nebst der in der Nähe gestandenen herrschaftlichen Zehentscheuer im Jahr 1850 um 550 fl. auf den Abbruch verkauft.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, wohlgebaute – und von Charakter etwas derbe Leute; ihre Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht; minder Bemittelte suchen Verdienst durch Taglohnen, Holzmachen und Spinnen. Der größte Güterbesitz beträgt 120 Morgen Feld.

Die ausgedehnte Markung, von der ein großer Theil aus Waldungen besteht, ist mit Ausnahme des Roth-Thals ziemlich uneben, und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der theils aus Lehm, theils aus Thon besteht, und nicht selten mit Geröllen und Sand gemischt ist, oder in geringer Tiefe von demselben unterlagert wird.

Das Klima ist etwas rauh und feucht, daher die Einwohner nicht selten von Wechsel- und Nervenfiebern heimgesucht werden; auch die Obstzucht leidet häufig von den vielen kalten Nebeln, und ist deßhalb von keinem Belang.

Die Landwirthschaft wird sehr fleißig betrieben, und zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des Brabanter Pflugs, die Anlage von Güllenlöchern etc., haben allgemein Eingang gefunden. Im Dreifeldersystem baut man Dinkel, Hafer, Gerste, Roggen und Wicken, letztere meist unter dem Hafer; der durchschnittliche Ertrag wird zu 4 – 7 Scheffel Dinkel, 3 – 4 Scheffel Hafer, 2 – 21/2 Scheffel Roggen und 2 – 3 Scheffel Gerste pr. Morgen angegeben. In der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Rüben, Flachs und seit einigen Jahren etwas Reps; auch mit Hopfen werden Versuche gemacht, die jedoch nicht den besten Erfolg zeigen. Der Flachs, welcher mit wenigen Ausnahmen nur zum eigenen Gebrauch gebaut wird, kommt außer der Brache auch noch in eigenen Ländern zum Anbau; er gedeiht gut, bleibt aber rauh, weil auf seine Bereitung nicht die nöthige Mühe und Aufmerksamkeit verwendet wird. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_229.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)