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Thalebene, theils an die Abhänge ziemlich weitläufig und uneben angelegt.

Die meist aus Holz erbauten Häuser sind zum größeren Theil klein, namentlich die von sog. Söldnern bewohnten, dagegen verräth manches stattlich aussehende Bauernhaus die Wohlhabenheit einzelner Ortsbürger. Die Bedachung ist, mit Ausnahme einiger Strohdächer, mit Ziegelplatten ausgeführt. Die Lage des Orts ist eine äußerst freundliche, indem man von demselben eine anziehende Aussicht in einen großen Theil des Roth-Thals genießt, welche gegen Süden noch den Blick an einen Theil der Schweizeralpen gestattet. An der nördlichen Seite des Orts liegt etwas erhöht die Pfarrkirche zur Empfängnis Mariä, mit dem sie umgebenden Begräbnißplatz; sie wurde im Jahr 1788 von dem damaligen Gutsherrn, Maximilian von Rodt, Fürstbischof zu Constanz, in einem modernen Styl neu erbaut. Das sehr freundliche Innere der Kirche enthält eine besondere Empore für die adelige Familie, und drei Altäre, hinter denen, wie an der Decke des Chors, Wandmalereien angebracht sind. In dem Langhause befindet sich das Grabmal des Constantin Mathias Maria, Freiherrn v. Hornstein, Deutschordensmeister und Commenthur zu Ulm, † 1768.

Der sehr alte, noch von der früheren Kirche unverändert übrig gebliebene, viereckige Thurm ist nicht hoch und trägt ein Satteldach mit Staffelgiebeln, an dessen vier Ecken einfache Spitzsäulen angebracht sind; von unten herauf hat derselbe Schußscharten, während in dem obersten Stockwerke gepaarte Rundbogenfenster sich befinden, welche seine Erbauung in der romanischen Bauperiode bekunden. Bei Kirchenbauten hat die Gutsherrschaft in’s Mittel zu treten.

Nicht ferne der Kirche steht frei und angenehm das Pfarrhaus, welches 1798 von dem Gutsherrn zu 2/3 und von dem damaligen Pfarrer Diez zu 1/3 neu erbaut wurde. Das Schulhaus, welches zugleich die Rathszimmer enthält, ist im Jahr 1845 in einem einfachen Styl erbaut worden; der an der Schule angestellte Lehrer wohnt in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Gebäude.

Westlich vom Ort liegt frei in der Roththalebene das dem Freiherrn von Hornstein gehörige, ansehnliche Schloß mit seinen Nebengebäuden und Gartenanlagen; dasselbe ist in einem einfachen Styl der neueren Zeit aus Backsteinen erbaut, und hat außer zwei im Frontespice über den Eingang angebrachte Wappen (das eine der Familie von Roth, das andere der von Speth angehörig) keine äußern Verzierungen. Früher lief um das Schloß ein Wassergraben, der in neuester Zeit eingefüllt – und der Kultur übergeben wurde. Zu dem Schloß gehört ein auf der Markung zerstreut gelegenes

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)