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durch den unteren Theil des Dorfes der Hornbach, welcher sich bald mit der an der östlichen Ortsseite vorbeifließenden Iller vereinigt. Letztere tritt nicht selten aus ihrem mit flachen Ufern versehenen Bett, und verursacht Überschwemmungen, die jedoch nur einem kleinen Theil des Orts gefährlich werden.

Die Luft ist gesund, rein und trocken, das Klima überhaupt vorzüglich, daher der Gesundheitszustand der Einwohner sehr gut, so daß epidemische Krankheiten zu den Seltenheiten gehören.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind im Allgemeinen, bei einer zuweilen etwas luxuriösen Lebensweise, nicht sehr erfreulich; Feldbau und Viehzucht bilden die Haupterwerbsquellen; überdieß arbeiten Viele im Taglohn, wozu das nahe gelegene Ulm erwünschte Gelegenheit darbietet. Handwerker sind in großer Anzahl vorhanden, namentlich Maurer, Weber und Schneider, welche größtenteils in und von Ulm ihre Beschäftigung haben; von schwächlichen, zu schwerer Arbeit untauglichen Personen, wird die Linnenspinnerei getrieben, und das gewonnene Garn meist nach Ulm verkauft.

Ein aus etwa 125 Morgen bestehendes Gut nebst bedeutenden, an dem südlichen Ortsende gelegenen Gebäulichkeiten (Bauhof), welches zusammenhängend auf der Markung liegt und Eigenthum des Grafen v. Fugger ist, wird im Dreifeldersystem von einem Pächter rationell bewirtschaftet, was auf den landwirthschaftlichen Betrieb der übrigen Markung einen wohlthätigen Einfluß äußert. Außer diesem Bauhofgut besitzt der Graf noch etwa 30 Morgen auf der Markung zerstreut liegende Güter, welche an Ortsbürger verpachtet sind. Unter letzteren besitzt übrigens der Begütertste nicht über 30 Morgen Grundeigenthum.

Im Ort befinden sich: eine wohleingerichtete Apotheke, vier Specerei- und Ellenwaarenhandlungen, zwei Schildwirthschaften und eine ausgedehnte herrschaftliche Brauerei. Nördlich vom Ort, an der Straße nach Ulm, steht eine herrschaftliche Ziegelei.

Ober-Kirchberg ist der Geburtsort des Fürstbischofs von Seckau, Roman Sebastian Zängerle, dessen Vater aus Ischgl, im Paznauner Thal im Tirol, hieher einwanderte. Der Sohn wurde den 20. Januar 1771 geboren, 1792 Benediktiner in Wiblingen, später Lehrer des Bibelstudiums allda, dann zu Mererau bei Bregenz, seit 1801 abermals Lehrer zu Wiblingen, als welcher er zugleich bis zum Jahr 1803 die Pfarrei versah. Nach Aufhebung des Klosters Wiblingen kam er als Professor der Exegese und biblischen Hermeneutik nach Salzburg, 1807 als solcher nach Krakau, 1811 nach Prag, und 1812 nach Wien. Endlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)