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einem schmalen, steilabfallenden Rücken zwischen der Iller und dem Hornbach, theils in dem engen Thälchen des Hornbachs selbst. Der nicht große Ort besteht meist aus kleinen Wohnungen; eine Ausnahme machen das großartige gräfliche Fugger’sche Schloß und die Wohngebäude der gräflichen Beamten, sowie einige ansehnliche Privatwohnungen, welche nebst der Pfarrkirche sämmtlich auf dem Bergrücken zwischen Iller und Hornbach stehen, und dieser Partie des Dorfs ein städtisches Ansehen verleihen. Von den höher gelegenen Stellen des Orts genießt man eine reizende Aussicht in das ½–1 Stunde breite Illerthal, dessen wilder Fluß sich bis an die östliche bewaldete Steilhalde des Rückens drängt. Überdieß erlaubt der Punkt noch eine überaus ansprechende Fernsicht in das Donauthal bis gegen Ulm und Elchingen; ferner in das Hügelland des benachbarten Bayerns und an die Tyroler Gebirge; gegen Westen ist die Aussicht beschränkt. Seiner unregelmäßigen Bauart ungeachtet ist der Ort freundlich und reinlich gehalten; die Bedachung der meist aus Backsteinen erbauten Wohnungen besteht durchgängig aus Ziegelplatten.

Die Pfarrkirche zum heil. Sebastian, welche im Jahr 1514 Jacob v. Fugger-Kirchberg erbauen ließ, ist an den Schmalseiten gegen Osten und Westen mit den Schloßgebäuden in Verbindung gesetzt. Anfangs war sie nur Schloßkapelle, in der nach einer, vom Pabst Leo X. ausgestellten Bulle vom 8. Sept. 1514, der jeweilige Schloßkaplan für die In- und Anwohner des Schlosses an Sonn- und Festtagen Gottesdienst etc. halten durfte, jedoch ohne Nachtheil der pfarrlichen Gerechtsame in Unter-Kirchberg. Im Jahr 1818 wurde in Erwägung der großen Seelenzahl des Schlosses und Dorfes Ober-Kirchberg, wie der nahe gelegenen Weiler Beuttelreusch, Buch und Oberweiler, und deren zu großen Entfernung von dem Mutterort Unter-Kirchberg, die Kaplanei (seit 1793 Pfarrkaplanei), mit Einpfarrung der gedachten Orte, zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben. Der Grundherr, als Patron der Pfarrei, überließ hieraus die Schloßkapelle den Gemeinden zur Pfarrkirche und räumte ein passendes Pfarrhaus ein, von dem er die Baulast übernahm, während die neue Pfarrgemeinde die Baulast und Erweiterung zu übernehmen hatte. Das Äußere der Kirche ist in einem ganz einfachen, modernen Style gehalten; dagegen ist der massive, vierseitige, mit einem Satteldache versehene Thurm, sehr alt, und enthält in dem Glockenhause noch zwei rundbogige Fenster, welche an den romanischen Baustyl erinnern. Die innere, im Rococcogeschmack gehaltene Ausstattung, macht einen angenehmen Eindruck; Altäre und Kanzel bestehen aus braunem Holz mit vergoldeten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)