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72 Ortschaften erstreckt. Von den vorhandenen zwei Glocken ist die eine 1692, die andere 1826 gegossen. Innen ist die Kirche hell, weiß getüncht und die flache Decke mit Fresken bemalt, an den Wänden hängen mehrere kunstlose Bilder, die, wie auch das ziemlich gut gemalte Altarbild und die Kanzel, im Rococcogeschmack verziert sind.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, auf den auch die Evangelischen des Weilers Hochstetten (s. Gemeinde Burgrieden) beerdigt werden, liegt um die Kirche.

Das Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Schulmeisters und die Gemeinderathszimmer enthält, wurde im Jahr 1838 an einer freien, angenehmen Stelle des Orts neu erbaut.

Ein öffentliches Backhaus wurde im Jahr 1840 errichtet.

Mit gutem Trinkwasser, das jedoch nur aus Pumpbrunnen gewonnen wird, ist der Ort hinreichend versehen; auch besteht eine Wette im Dorf.

Vermöge der hohen Lage des Orts ist die Luft etwas scharf und trocken, übrigens gesund; im Roth-Thal dagegen sind feuchte Nebel und Frühlingsfröste häufig; außer den gewöhnlichen Felderzeugnissen gedeihen noch feinere Obstsorten, Gurken, Bohnen, Carviol, Spargel etc.; die Ernte tritt etwa 14 Tage früher als in den milderen Gegenden der Alp ein. Hagelschlag kommt selten vor. Die Einwohner sind von gesundem, kräftigem Körperbau und von gemüthlichem Charakter. Nach alter Sitte gehen die ledigen Personen nicht mit den Verheiratheten zu Gottestisch, sondern jedesmal abgesondert je nach der Ordnung ihres Communiontages. Die Kleidertracht, namentlich die des weiblichen Geschlechts, welche Ähnlichkeit mit der Steinlacher Tracht hatte, weicht immer mehr einem bunteren, städtisch-bürgerlichen Costüme. Im Allgemeinen sind die Einwohner in guten Vermögensumständen, und die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Rindvieh- und Pferdezucht; der größte Güterbesitz beträgt etwa 100 Morgen. Die Gewerbe sind ganz untergeordnet und dienen mit Ausnahme von einer Schildwirthschaft, zwei Brauereien, drei Krämern und einer im Jahr 1832 südöstlich vom Ort erbauten Ziegelhütte kaum den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiße betrieben, und zur Besserung des Bodens kommt außer dem gewöhnlichen Stalldünger hauptsächlich Gülle, Gyps und Kompost in Anwendung.

Die Feldgüter der mittelgroßen Markung liegen, mit Ausnahme der ganz unbeträchtlichen Gehänge gegen das Roth-Thal und einigen Seitenthälchen desselben, beinahe eben und haben im

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)