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kleine Gaben gereicht werden; der ausgedehnteste Güterbesitz in Einer Hand beträgt 60 Morgen.

Die Markung, zum großen Theil mit Wald und Gebüsch bestockt, besteht theils aus der Thalebene der Iller, theils aus vielfältig zerrissenen, namhaft ansteigenden Thalgehängen und aus der über denselben sich hinziehenden welligen Hochebene.

Was die Bodenverhältnisse betrifft, so sind diese sehr verschieden; beinahe ¾ des bebauten Eigenthums liegt in der Thalebene und hat einen leichten, sandigen, geröllereichen Boden, der überdieß den Überschwemmungen sehr ausgesetzt ist[1]. Die Felder liefern daher in trockenen Jahrgängen weniger und geringeren Ertrag als in der Umgegend; hiezu gesellt sich noch ein weiteres Übel, der sog. Frost- oder Mehlthau, welcher die Feldfrüchte zuweilen beschädigt, dagegen kommt Hagelschlag selten vor. Die Ordnung der drei Zelgen wird daher nicht strenge eingehalten, sondern von den Feldern auf der Anhöhe, die einen schwereren und ergiebigeren Boden haben, und weder dem Mehlthau noch den Überschwemmungen ausgesetzt sind, jedes Jahr ein Theil zu den geringeren im Thale gezogen, um auf den Fall, daß im Thale eine Mißernte eintreten würde, doch wenigstens einigen Ertrag auf den Anhöhen zu erzielen.

Die Landwirthschaft wird mit Umsicht sehr fleißig betrieben, und zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen haben großentheils Eingang gefunden; dennoch ist die Stallfütterung noch nicht eingeführt, theils weil der Wiesen- und Futterkräuterbau noch nicht die gehörige Ausdehnung gewonnen hat, und anderseits die Gemeinde berechtigt ist, das Vieh in einen Theil der gräflich Fugger’schen Waldungen auszutreiben.

Wegen des meist leichten Bodens wird das Winterfeld zur Hälfte mit Dinkel und zur Hälfte mit Roggen eingebaut; im Sommerfeld baut man mehr Gerste als Hafer, auch etwas Einkorn; Linsen werden rein und zuweilen gemischt mit Gerste gezogen. In der zur Hälfte angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, welche sehr gut gedeihen, ferner dreiblättrigen Klee, Kohlraben, ziemlich viel Flachs und etwas Hopfen, welch’ letzterer übrigens nur mittelmäßig geräth. Kraut wird in eigenen Ländern gebaut. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 2–8 Scheffel (1/3 der Äcker eignet sich gar nicht zu Dinkelbau, sondern wird


  1. Wenn die Iller auf der Markung Wangen Einrisse macht, dann laufen die Felder auf Illerrieder Markung Gefahr, überschwemmt zu werden, daher trägt die Gemeinde Illerrieden zu den Wasserbauten jener Gemeinde bei.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)