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Tafel mit den Wappen der Herren Hans und Ulrich von Ober- und Unter-Griesingen, welche besagt, daß in der Kirche ihrer drei v. Griesingen begraben liegen und daß die beiden genannten Stifter und Gutthäter waren. Über die Verpflichtung der Unterhaltung der Kirche ist gegenwärtig ein Rechtsstreit anhängig.

Um die Kirche liegt der 130 Ruthen im Meß haltende Begräbnißplatz, welcher nur auf zwei Seiten mit einem hölzernen Zaun umfriedigt ist, auf den anderen aber an den zum Pfarrhause gehörigen Garten und an die Pfarrwiese grenzt.

Das angenehm gelegene Pfarrhaus wurde im Jahr 1804, wegen Unvermögenheit der Kirchenpflege, von dem damaligen Zehentherrn, dem Stift Wiblingen und der Pfarrstelle, neu erbaut und im Jahr 1847 namhaft verbessert.

Das ziemlich alte Schulhaus enthält zugleich die Wohngelasse des Schulmeisters.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das 1841/42 neu erbaute Rathhaus, ein freundliches, gut eingerichtetes Gebäude, in dessen unterem Stockwerke das öffentliche Backhaus eingerichtet ist.

An der westlichen Seite des Dorfs steht die Kapelle zum heil. Antonius von Padua, welche im Jahr 1702 zu erbauen angefangen – wegen des eingetretenen spanischen Successionskrieges aber erst im Jahr 1718 vollendet wurde. Ihr Stifter ist Pater Fortunat Zimmermann, ein Religiose des Klosters Wiblingen, der von 1701–1718 Pfarrer in Hüttisheim war. Die Kapelle ist im Rococcostyl mit verziertem Giebel und dreiseitig schließendem Chor erbaut; auf dem Chorgiebel sitzt ein viereckiger, oben in ein Achteck übergehender Thurm, sogenannter Dachreiter, der ein kuppelförmiges Dach trägt. Der den 12. Juli 1748 feierlich eingeweihte Altar zeigt in guter Ausführung die Legende des heil. Antonius, wie ihm im Traumgesicht das Jesuskind die Krone aufsetzt. Die Kapelle hat keinen Fonds und wird als Eigenthum der Gemeinde von dieser unterhalten.

Die Einwohner sind sehr fleißig und haben vielen religiösen Sinn, in ihrer geistigen Ausbildung aber stehen sie gegen die Bewohner der Umgegend zurück, da in Folge der Vernachläßigung unter zwei auf einander gefolgten Schullehrern sehr viele Erwachsene nicht einmal lesen und schreiben können. Der Ort gehörte früher zu den wohlhabenderen des Bezirks, durch die in den Jahren 1830–1840 von mehreren Bauern im Leichtsinn und Unverstand betriebene Leihkasse und deren unheilvolles Ende ist aber sowohl der Privat- als Gemeindehaushalt dermaßen ruinirt worden, daß nun auf den Einwohnern eine Pfandschuld von 2.800.000 fl. lastet, und daß in

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)