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Mahlgängen und einem Gerbgang, und ein einzeln stehendes Haus auf dem sogenannten Bergböck.

Nur in den höher gelegenen Theilen des Dorfs genießt man gegen Nordwesten eine Aussicht in das Donau-Thal, während sich dem Auge bei der Kirche und namentlich auf dem Thurm derselben ein ausgebreitetes Panorama öffnet, das sich über 64 bewohnte Plätze ausdehnt.

Die Gebäude sind zum Theil ansehnlich, häufiger aber etwas heruntergekommen aussehend und nicht selten noch mit Stroh gedeckt. Der Boden, auf dem das Dorf steht, ist ziemlich wasserreich, namentlich in dem östlichen Theile, daher dort nicht einmal Keller angelegt werden können und die gepflanzten Obstbäume kein gutes Gedeihen zeigen. Dieser nasse Untergrund, wie die Nähe der Schmiehe, hat Einfluß auf das Klima, welches ziemlich feucht ist und mitunter die Ursache von dem nicht selten verheerend auftretenden Nervenfieber sein mag. Übrigens hat der Ort gutes Trinkwasser im Überfluß, auch ist im Allgemeinen der Gesundheitszustand der Einwohner gut und Leute von hohem Alter gehören nicht zu den Seltenheiten.

Die Pfarrkirche zum heil. Erzengel Michael, zu der vom Thal aus neben einem Fahrwege noch eine steinerne Treppe mit 15 Abtheilungen führt, ist im neueren Styl schmucklos gehalten und schließt mit einem einfachen dreiseitigen Chor; dagegen hat sich der hohe, imposante, viereckige Thurm in seiner ursprünglichen germanischen Bauweise, an den unteren Theilen noch an den romanischen Styl erinnernd, unverändert erhalten. Derselbe ist massiv von Stein erbaut und zeigt an seinem ersten Stockwerke ein schön verziertes Rundbogenfries, während unter dem obersten mit spitzbogigen Fenstern versehenen Stockwerke ein Spitzbogenfries angebracht ist. Auf dem Thurme sitzt ein Satteldach, dessen Giebelseiten durch quer und senkrecht ziehende Lisenen verziert sind, während an den vier Giebelecken und an den zwei Giebelspitzen einfache, viereckige Säulchen emporstreben. Von den drei Glocken ist die größte 1514 und die mittlere 1543 gegossen worden; die kleinste und zugleich älteste trägt die vier Evangelistennamen als Umschrift. Das Innere der Kirche ist im Rococcostyl ausgestattet, die flache Decke des Schiffs und die gewölbte des Chors sind weiß getüncht und mit Gold verziert. Auf den beiden im Langhaus angebrachten Altären stehen einige aus Holz geschnittene Figuren, von denen namentlich die Brustbilder des heil. Georg und des heil. Veit ausgezeichnet gut gehalten sind und der kunstfertigen Hand eines Sürlins keine Unehre machen würden. An der nördlichen Innenseite des Schiffs hängt eine hölzerne

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)