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Gericht war eine Zeitlang ungeübt gewesen und wurde jetzt unter allerlei Strafbestimmungen reorganisirt.) Später wechselte das adelige Gut öfters seine Herren und kam z. B. im Jahr 1663 in den Besitz des Grafen Albrecht Fugger. Den 10. Juni 1674 verkaufte es Franz Benedict, Reichsgraf von Lodron, an Christoph Erasmus von Racknitz. Die Herren Philipp Wilhelm und Johann Friedrich von Racknitz veräußerten es im Jahr 1711 um 18.500 fl. (sammt dem Investiturrechte und andern Gerechtsamen) an das Kloster Wiblingen. Die Steuerbarkeit und niedere Gerichtsbarkeit, letztere mit Ausnahme eines Söldguts, hatte das Kloster Wiblingen auszuüben, die hohe und forsteiliche Jurisdiction sowie die Jagd hatte die Grafschaft Kirchberg. Mit dem Kloster Wiblingen ist das Dorf an Württemberg gelangt.

Der Kirchensatz gehörte im Anfang der 1380er Jahre dem Ulmer Bürger Peter Ehinger; am 1. Februar 1387 erkaufte von ihm denselben der Rath der Stadt Ulm, um damit das Patronatrecht über die Pfarrkirche zu Ulm von dem Kloster Reichenau, dem bisherigen Besitzer des letzteren, einzutauschen. Abt Heinrich von Wiblingen, welcher von Pabst Bonifaz IX. unter dem 9. Dezember 1389 mit Untersuchung dieses Tausches beauftragt war, bewilligte solchen am 20. April 1395. Nachher kam das Kirchenpatronat wie der Ort selbst an die Grafen von Fugger, diese erhielten noch von Pabst Paul III. eine Bulle vom 9. September 1536, worin ihnen, weil sie die durch die Herren von Rackniz in Dorndorf verdrängte katholische Religion wiederum eingeführt hätten, dieses Patronat zugestanden war (Braig 281). Freilich geriethen sie darüber mit dem Kloster Wiblingen im Jahr 1726 in einen heftigen zehnjährigen Streit, in Folge dessen das Kloster das hiesige Patronatrecht zugesprochen erhielt.

Heut zu Tage ist das Patronat landesfürstlich.

Im 16. Jahrhundert wurde von Ulm aus in dem Orte für die Reformation gewirkt, dagegen von den Grafen von Fugger erfolgreicher Widerstand entgegengesetzt.

Der zur Gemeinde gehörige, mit eigener Markung versehene Hof Wochenau liegt an der Ulm–Leutkircher Landstraße, 1/2 Stunde nordöstlich von dem Mutterort, am Fuß der steilen, bewaldeten Illerthalgehänge. Er besteht aus einigen sehr ansehnlichen Gebäuden nebst 8 Morgen Gärten, 211 Morgen Äcker, 625/8 Morgen Wiesen etc., ist Eigenthum des Grafen von Fugger-Kirchberg und wird durch einen Pächter rationell bewirtschaftet.

Die Lage ist sehr angenehm und erlaubt eine äußerst freundliche

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. , Stuttgart 1856, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)