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der Kirche ist im Rococcogeschmack gehalten. Der Chor, unter dem sich eine Krypta befindet, hat ein Netzgewölbe und enthält außer einem auf die Seite gestellten, im germanischen Styl gut ausgeführten Taufstein noch die Grabtafel eines Edelknäbleins Jeronimi Ernst Neidhardt von und zu Baustetten, † 1603.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, wegen Unzulänglichkeit des Kirchenvermögens muß jedoch die Gemeinde öfter ins Mittel treten.

Das unfern der Kirche gelegene, gelb getünchte Pfarrhaus, wurde 1693 und das armselig aussehende Schulhaus mit Lehrerwohnung 1808 von der Gemeinde erbaut, der auch die Unterhaltung dieser Gebäude obliegt. Ein Rathhaus ließ die Gemeinde im Jahr 1846 mit einem Aufwand von 3500 fl. in einem freundlichen Style neu erbauen.

Der Ort ist mit gutem Quellwasser im Überfluß versehen, so daß beinahe jedes Haus einen Brunnen hat. Die mitten durch das Dorf fließende Rottum treibt daselbst eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang. Drei frühere Weiher, welche am Ort im Rottum-Thale lagen und dem Kloster Heggbach gehörten, sind trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt worden.

Die Einwohner sind im allgemeinen fleißige, geordnete Leute, welche zum Theil noch größere Bauerngüter, die ausgedehntesten im Umfang von 120 – 125 Morgen, besitzen, und sich beinahe durchgängig in einem gewissen Wohlstande befinden; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht.

Die große, schön arrondirte Markung, welche, mit Ausnahme von einigen 100 Morgen Waldungen, aus fruchbaren Feldern besteht, ist im westlichen Theil beinahe ganz eben, während sie im östlichen kleineren Theil von dem Rottum-Thal und einigen Seitenthälern desselben durchfurcht wird.

Der Boden besteht mit Ausnahme der moorigen Thalebenen der Rottum und der Dirnach aus einem tiefgründigen fruchtbaren Lehm, der mehr schwer als leicht ist, und dem Schuttgerölle, Sand etc. als Unterlage dienen. Die Luft ist rein und mild; Frühlingsfröste schaden selten und noch seltener kommt Hagelschlag vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe gut betrieben. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man im Winterfeld 3/4 Dinkel und 1/4 Roggen; im Sommerfeld 2/4 Hafer, 1/4 Gerste und 1/4 Wicken. In der zu 1/3 angeblümten Brache zieht man hauptsächlich Klee, dann Kartoffeln und Flachs, welch letzterer auch in besonderen Ländern gepflanzt wird. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 8 – 10 Scheffel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)