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eine Bierbrauerei eingerichtet ist. An die südliche Seite der Schloßgebäude lehnt sich ein 72/8 Morgen großer Gemüse- und Baumgarten an. Die Aussicht von den Schloßgebäuden ist eine nicht sehr ausgedehnte, jedoch äußerst freundliche; das Auge überblickt hier im Vordergrunde das stattliche Laupheim, und über dieses hinweg das weitgedehnte Riß-Thal mit seinen lachenden Ortschaften; hinter demselben sind einzelne gegen die Donau ziehende Hügelreihen sichtbar, aus denen der Bussen, welcher auf seiner spitzen Kuppe die Kirche von Offingen trägt, majestätisch sich erhebt. Gegen Norden und Nordwesten gestattet der Punkt noch eine Aussicht in das freundliche Donauthal, die mit den Höhen des sogenannten Hochsträßes und des Deutschbuchs schließt; gegen Süden und Südwesten erscheinen bei heller Witterung in weiter Ferne die schneebedeckten Schweizergebirge.

Die nächst diesen Schloßgebäuden stehende Pfarrkirche zum heil. Peter und Paul wurde im Jahr 1630 bedeutend renovirt und ohne Zweifel bei dieser Veranlassung ihre frühere Bauweise in die gegenwärtige einfache umgewandelt. Sie ist massiv aus Backsteinen erbaut, hat im Licht eine Länge von 114′, eine Breite von 50′ und eine Höhe von 74′ 7″. Bei der Unvermögenheit der bestehenden Kirchenpflege war die Kirchenbaulast früher Gegenstand vielfältiger Streitigkeiten. (Brigel, Beschreibung etc. S. 24 ff.) Als Zeuge des hohen Alters der Kirche steht an dem östlichen Ende derselben der massive, viereckige 112′ 4″ hohe Thurm [1]; er ist im Ganzen einfach gehalten und ohne Zweifel noch in seiner ursprünglichen Form, hat vier Stockwerke, von denen das oberste mit einem Rundbogenfries geziert ist und an den vier Ecken des Satteldachs streben schmucklose Säulchen empor. Auf dem Thurme (der eine große Anzahl Dohlen beherbergt) hängen drei Glocken, von denen die größte folgende Inschrift trägt: »Anno domini 1536 o rex glorie Christe veni cum pace;« auf der mittleren steht: »O rex glorie Christe veni cum pace ora pro nobis s. petre;« die kleinste wurde im Jahr 1848 gegossen. Das Innere der Kirche ist im Rococcogeschmack sehr freundlich und reinlich ausgestattet, namentlich wurde in neuester Zeit der Hauptaltar mittelst freiwilliger Beiträge auf eine würdige Weise erneuert; der mittlere Altar erhielt ein sehr ansprechendes neues Altarblatt, die Himmelfahrt Christi


  1. Am 23. Juni 1829 schlug der Blitz in den Kirchthurm, zündete aber nicht, sondern zerstörte nur das Dach, den innern Chorstuhl am Eingang in den Thurm und einige Leuchter auf dem Altar; hiedurch sahen sich die Baupflichtigen veranlaßt, einen Blitzableiter auf die Kirche anbringen zu lassen.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 098. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)