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(Abhang gegen die Weihung) ziemlich beträchtliche Ackerfläche, welche von 3 Seiten ein steiler Abhang begrenzt, hat von den daselbst unter der Erdfläche noch vorhandenen Mauerresten den Namen „Maurenäcker“. Die Volkssage will hier ein abgegangenes Schloß wissen; genaue Untersuchungen zeigten, daß auf dieser Stelle Gebäude in nicht unbeträchtlicher Ausdehnung standen, von denen nicht nur die 3′ dicken Grundmauern, sondern auch schon Souterains ausgegraben wurden und die Substructionen sich immer noch zur Zeit der herannahenden Ernte deutlich wahrnehmen lassen, indem das auf den Grundmauern stehende Getreide früher gelb wird und überhaupt weniger als auf dem übrigen Felde gedeiht, da mit den Mauerresten viele Backsteine und römische Ziegel, die man noch auf den Äckern zerstreut liegend findet, ausgegraben wurden, so läßt sich hier auf eine ehemalige römische Niederlassung schließen. Schon Professor v. Pauly hat die Vermuthung ausgesprochen, das von Ptolemäus mit so vieler Bestimmtheit auf der rechten Donauseite angesetzte Viana möchte in der Gegend von Weinstetten und Altheim zu suchen sein (siehe Einladungsschrift zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs Wilhelm von Württemberg von August Pauly. Stuttgart 1836, S. 25). Die Vermuthung wird nun durch die auf der Weinhalde gemachte Entdeckung unterstützt; wie denn auch die jetzigen Ortsbenennungen „Wain“ etc. auf das ehemalige Viana um so mehr bezogen werden könnte, als man die Ableitung von Weinbau in dieser Gegend nicht annehmen kann. Nur 1/4 Stunde westlich von der Weinhalde liegt Altheim, dessen Name schon auf hohes Alterthum hinweist; überdieß findet man in Altheim, wo sich zwei Römerstraßen kreuzen (s. oben), zuweilen beim Kellergraben u. s. w. Reste alter Gebäude, so daß sich hier ein ehemaliger römischer Wohnplatz mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuthen läßt. Etwa 1/4 Stunde von Altheim liegt der Ort Weinstetten. Auch der ganz nahe der Weinhalde gelegene Ort Steinberg scheint früher schon überbaut gewesen zu sein, indem daselbst von Natur keine Steine vorhanden sind, so daß sich vermuthen läßt, der Ort habe seinen Namen von alten vorhandenen Mauerresten erhalten, wie denn die Benennungen „Steinäcker, steinige Äcker“ u. s. w. in Gegenden, wo sonst Steine fehlen, ganz sicher auf ehemalige Wohnorte, namentlich römische, schließen lassen.

2) Etwa 1/2 Stunde westlich von Achstetten, gerade, wo von der ad 1 beschriebenen Römerstraße ein römischer Straßenarm gegen Achstetten, Ober-Holzheim u. s. w. abgeht (siehe ad 2), finden sich oben an der Sommerhalde auf einem Acker (des Gottlieb Ott)

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)