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zu Hülfe, hatte feindliche Einfälle und Plünderungen zu Folge (das Nähere bei v. Martens 567—595). Überhaupt wirkte in Kriegszeiten die Nähe Ulms, wenn sie auch hie und da Vortheile brachte, in der Regel nachtheilig auf den Oberamtsbezirk. Dasselbe wiederholte sich zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts in den Kriegen der französischen Revolution. Auch jetzt wurde Ulm mehr als einmal der Mittelpunkt, um welchen sich Hauptmassen der Kriegführenden zusammendrängten.

Am 24. September 1796, um welche Zeit der Bezirk viel durch Quartierlast und durch gebotene Lieferungen litt, überschritt Moreau die Iller bei Ober-Kirchberg und stellte sich mit seinem rechten Flügel bei Illerrieden, mit dem linken bei Wiblingen auf. Sein Hauptquartier war am 24. und 25. September in Dellmensingen. Im Mai 1800 hatte derselbe sein Hauptquartier bald in Laupheim, bald in Kirchberg, bald in Wiblingen (siehe Schwäb. Chronik 1800, 250): es stunden im Bezirk die französische Division Ney, Tharreau, Baraguey d’Hilliers (v. Martens 726—727; über die Affaire bei Dellmensingen vom 22. Mai siehe Soult, Mém. 3, 300). Als die Generale Tharreau und Vandamme nach Wiblingen in das Quartier kamen, verlangten sie 1200 Louisd’or für sich und Anderes. Am 17. Mai langte der General Moreau mit 40.000 Mann ebendaselbst an. Den 5. Juni wurde um 10 Uhr von den Österreichern auf der ganzen Linie von Baltringen über Mietingen, Walpertshofen und Klein-Schaffhausen und später auch auf den Höhen zwischen Wain und Unter-Balzheim ein Angriff gegen die im Besitz der Brücke von Kellheim befindlichen Franzosen eröffnet; der weit ausgedehnte Kampf dauerte bis Nachts 10 Uhr und brachte anfänglich den Österreichern, zuletzt den Franzosen den Sieg (v. Martens 734—7, Soult a. a. O. 302). Am 14. Oktober 1805, in welchem Monat um Ulm der Hauptpunkt war, auf welchem sich das Schicksal der damaligen österreichischen Hauptarmee entschied, bemeisterte sich der französische General Marmont der Brücke über die Iller bei Ober- und Unter-Kirchberg.

Wenn auch der Oberamtsbezirk nicht selbst Schauplatz außerordentlicher Begebenheiten wurde, so litt er wenigstens dadurch, daß Ulm es geworden war, und noch jetzt klagen einzelne Gemeinden, die Schmälerung ihres Wohlstandes schreibe sich her aus der Zeit der Revolutionskriege.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 087. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)