Seite:Oberamt Laupheim 060.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim


So unbedeutend hiernach die Gewerbe sind, so zählt der Bezirk doch einige künstlerische Gewerbe, die zu den selteneren gehören; namentlich fertigt Instrumentenmacher Sandherr in Laupheim schöne und gute Zithern, und in Dietenheim, wo der bekannte Historienmaler Speth vor Kurzem gestorben ist, zeigt sich Leimer als ein talentvoller Bildhauer. Eine in Laupheim befindliche Buchdruckerei beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Druck des Amtsblatts für den Bezirk.

Vor dem Bau der Eisenbahnen bewegte sich ein sehr lebhafter Güter- und Personenverkehr durch den Bezirk in zwei Richtungen, einmal auf der schönen Landstraße von Ulm nach Friedrichshafen über die steinerne Donaubrücke bei Wiblingen bis an die Oberamtsgrenze gegen Biberach, und dann auf der Illerstraße von Ulm nach Leutkirch, Memmingen und Kempten. Letztere wurde theilweise schon früher durch die ebenere bayerische Parallelstraße überflügelt. Die großen, jetzt meist verödeten Wirthshäuser an dieser Straße sind Zeugen des bestandenen Verkehrs. Dennoch spielen die Wirthschaftsgewerbe immer noch eine Hauptrolle, es sind 152 Wirthschaften im Betrieb, und zwar 76 Schildwirthschaften, 34 Speisewirthschaften und 41 Schenkwirthschaften, so daß auf 162 Einwohner eine Wirthschaft kommt.

An Bierbrauereien waren 52 im Betrieb, die im Jahre 1854/55 20.784 fl. 29 kr. Malzsteuer zahlten, daneben haben aber noch 199 Personen für ihren eigenen Hausbrauch Bier gebraut und 724 fl. 57 kr. Malzsteuer bezahlt, es kann also angenommen werden, daß jährlich 12 — 15.000 Eimer braunes und weißes Bier gebraut werden. Von diesem Bier, besonders aus der Freiherrlich von Süßkind’schen in Schwendi und der Laupheimer Schloßbrauerei, wird viel auswärts, namentlich nach Stuttgart verführt, dagegen findet aber auch von Warthausen und Ulm Einfuhr statt; es kommen durchschnittlich auf den Kopf etwa 100 Maas Bier zur Verzehrung.

b. Handel.

So wenig die Produkte des Gewerbfleißes den Handel beschäftigen, um so mehr ist dies mit den vielen Naturerzeugnissen der Fall, welche der Bezirk weit nicht für sich bedarf. So hat sich namentlich ein Getreidehandel entwickelt, den die Gebrüder Rembold in Dietenheim besonders lebhaft betreiben, indem sie jährlich etwa 25 — 30.000 Scheffel sowohl im Bezirk als in dem benachbarten Bayern aufkaufen und meist in die Schweiz absetzen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)