Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist nicht von Bedeutung, ebenso die Viehmastung.

Die Schafzucht treiben ein fremder Schäfer und ein Ortsbürger, die im Sommer 500, im Winter 400 Stück feine Bastardschafe auf der Markung laufen lassen.

Außer dem eigentlichen Stiftungsvermögen sind keine besonderen Stiftungen vorhanden.

Eine längst abgegangene Römerstraße führt unter dem Namen „Heerstraße“ von Rechberg her gegen das sog. Graneggle (s. bei Winzingen) und weiter über den Aalbuch nach Heidenheim (s. auch den allgemeinen Theil, Abschnitt „Römische Alterthümer“).

Der Holzbrockelergeist (offenbar aus alter, heidnischer Zeit stammend und spät erst mit dem Hauptmann v. Roth, S. 460, zusammengeworfen) zieht sich von der Markung Winzingen herüber auf die Markung Wißgoldingen und wird hier der Kaumann, vermuthlich Gehaumann, genannt; er läßt sich auch hier nach Art des wilden Jägers mit Sturmgebraus und Hundegebell hören.

Der Ort Wißgoldingen gehört wohl unter die Rechbergischen Stammbesitzungen, wie denn 1316 gelegentlich erwähnt wird, daß Johann und Conrad, Gebrüder von Rechberg (zu Rechberghausen) ihre Güter zu Eislingen, Wälden und Wißgoldingen theilten. Die Urkunden gedenken dieses Dorfes selten, nur erfahren wir gelegentlich, daß die Gmünder Nagel (Peter 1443, 1445, Ulrich 1489, 1495 Mitbesitzer von Zimmerbach-Spreitbach) längere Zeit „zu Wißgoldingen“ saßen. Grundherrn blieben jedoch die Rechberg und zwar kam Wißgoldingen an die Scharfenberg-Ravensteiner Linie, von welcher Erkinger denen von Wißgoldingen (Donzdorf und Steinenkirch) 1525 das Zeugniß ausstellte, daß sie sich des Aufruhrs nicht theilhaftig gemacht. Georg v. Rechberg-Ravenstein vertauschte seine Pfarrei Winzingen an die v. Rechberg-Staufeneck gegen ihre Pfarrei Wißgoldingen. Von der Ravensteiner Linie fiel Winzingen an die Illeraichener Hauptlinie und zwar an Kaspar Bernhard v. Rechberg zu Donzdorf und seine Nachkommen, war jedoch eine Zeit lang um 20.000 fl. verpfändet an Daniel Küchels Wittwe in Ulm.

Der Rechberg-Donzdorfer Zweig erlosch 1732 im Mannsstamm mit Graf Alois, dessen Schwestern, an einen Grafen v. Reichenstein und an einen Freiherrn v. Paumgarten vermählt, sofort Erbansprüche machten und 1/2 Donzdorf nebst Wißgoldingen in Besitz nahmen, jedoch 1735 um 125.000 fl. an Württemberg verkauften, das im August sich huldigen ließ. Gegen diese Veräußerung agitirten die Herren v. Rechberg und klagte der Ritterkanton Kocher beim Reichshofrath, welcher auf Auslösung erkannte, damit das Gut bei der Ritterschaft verbleibe, nach deren Privilegium über das jus retractus. Wißgoldingen allein wurde damals angeschlagen auf 1899 fl. jährlichen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_466.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)