Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

mußte aber auf württembergische Einsprache drei Jahre Frist zur Auswanderung geben. Die Gemeinde wurde wieder ganz katholisch.


Wißgoldingen, mit Ziegelhütte, Haus,
Gemeinde III. Klasse mit 633 katholischen Einwohnern. a) Wißgoldingen, Pfarrdorf, 604 Einw., b) Bödnis, Haus, 8 Einw., c) Frauenholz, Haus, 8 Einw., d) Kapellhaus, Haus, 7 Einw., d) Thalmühle, Haus, 6 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Degenfeld eingepfarrt. 21/4 Stunden südlich von Gmünd gelegen.


Auf dem flachen Rücken des sog. Rehgebirges zwischen dem Reichenbachthale und dem des Krehbaches, liegt am Rande des letzteren in großartiger Umgebung der nahen Albberge, im Süden des einsam aufsteigenden Stuifens, der freundliche, etwas in die Länge gezogene Ort mit zum Theil hübschen Bauernhäusern, die von üppigen Obstbäumen, namentlich großen Nußbäumen malerisch unterbrochen werden. Schöne Aussichten eröffnen sich besonders auf dem Stuifen.

Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche steht in der Mitte des Orts, westlich an der Hauptstrasse mit auf 11 Stufen darüber erhöhtem Thurme, dessen unterstes tonnengewölbtes Geschoß den Chor bildete und jetzt als Sakristei dient; er stammt in seinen unteren Theilen noch aus der romanischen Periode, was auch die an ihm vorkommenden Rundbogenfensterchen nachweisen. Das Schiff wurde laut der außen an der Südseite angebrachten Tafel 1615 auf Kosten des Caspar Bernhard v. Rechberg erweitert und erneuert, im Jahre 1776 ward es abermals erweitert und erhielt in unschöner Weise zwei Reihen Fenster übereinander.

Das freundliche Innere zeigt gerade Decken mit Stichkappen und drei riesige Altäre im Rococostil, sodann hübsche Kirchenstühle und einige steinerne Epitaphien, eines mit dem Rechbergschen Wappen und der Inschrift: Herr. Caspar. Bernhard. frey. herr. von. und. auff. hohen. rech. berg. herr. zu. Aichaim 1616; dann das des Pfarrers Magisters Johannes Wylly, † 3. Februar 1693, und des Pfarrers Bahnholzer, † 3. November 1757. Der Thurm, vom dritten Geschoß an achteckig und im Zopfstile gehalten, hat ein ziemlich niederes Dach mit Laterne, worin ein Glöckchen hängt; von den drei Glocken hat die größte, mit schönem Spitzbogenfries verzierte, in gothischen Minuskeln die vier Evangelistennamen und die Jahreszahl 1479; die zweite, auch hübsch verzierte: Mich Hat Gegossen Gottlieb Korn in Ulm 1737; die dritte, ältere, von breiter Form zeigt in schönen lateinischen Majuskeln: bene. ave. maria. gracia. plena. dominus. tecum. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Die Mauer des alten festen Kirchhofes geht zum Theile noch

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_463.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)