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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Die Gemeinde verpachtet ihren Antheil um 180 fl. und überdieß trägt ihr die Pferchnutzung 125 fl. jährlich ein.

Die vorhandenen Allmanden werden zum größten Theil an die Ortsbürger verliehen, was der Gemeinde eine jährliche Rente von 50 fl. sichert.

Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht in gutem Zustande; man hält vorzugsweise die Leinthaler-, weit weniger die Simmenthaler-Race und hat nur einen Leinthaler Farren aufgestellt. Auf benachbarten Märkten wird Handel mit Vieh getrieben und Milchverkauf an die im Ort bestehende Käserei findet statt.

Auf der Markung läßt die gräflich Rechbergische Gutsverwaltung 400 Stück spanische Schafe laufen.

Das Stiftungsvermögen beträgt gegenwärtig etwa 8000 fl., deren Zinse für Kirche, Schule und Armenhaus verwendet werden.

Nach der Volkssage soll Hauptmann von Roth, der innerhalb vierzehn Tagen die Einwohner zwingen wollte entweder evangelisch zu werden oder auszuwandern, nach seinem Tode als Geist umgegangen sein. Bei seinem Begräbniß habe sich sein Geist am obersten Schloßladen gezeigt und gerufen. „habt ihr mich schon oder wollt ihr mich erst; hui däch däch!“ Sein Leichnam wurde in der Kirche beigesetzt, mußte aber bald wieder aus ihr fortgeschafft werden, weil er allerlei Unwesen, namentlich mit dem Meßner beim Morgen- und Abendläuten trieb; am meisten aber spuckte er im Schloß, das er erbaut haben soll, und in dessen Nebengebäuden, und ängstigte das Volk durch allerlei Gestalten. Im Dorf, in Feld und Wald war man Tag und Nacht vor ihm nicht sicher, er erschien als Jäger mit Pferden und Hunden ohne Köpfe unter Sturmgebraus und Hundegekläffe. Einem seiner ehemaligen Freunde, dem Reiterle von Thannweiler, erschien der Holzbrockeler, so nennt ihn das Volk, als Jäger auf einem Pferd bei dem sog. Zuckmantel; Reiterle grüßte: Guten Abend, Herr Hauptmann! worauf der Holzbrockeler ausrief: würde ich dich nicht so gut kennen ich zerrisse dich zu Zunder und Fetzen! Wegen des, namentlich im Schlosse getriebenen Unfugs kamen Kapuziner, welche durch Beschwörungen den Holzbrockeler in eine Meßkanne verbannten und diese alsdann in eine hohle Buche auf dem Heldenberg eingruben; die Buche wurde später umgehauen und der Holzbrockeler wieder befreit. Diese Sage ist in Winzingen allbekannt und heute noch fürchten sich einzelne vor dem Holzbrockeler – Etwa 5 Minuten vom Dorfe auf dem Reichenbacher Weg bei der Suhlluck spuckt ein anderer Geist, der sog. Suhlochs. An der Straße nach Donzdorf von dem Kreuz bis zur Markungsgrenze soll ein Hund laufen. Beim Stege auf den Stegwiesen zeigt sich ein Mann, „der Bachpflatscher.“

Noch steht ein rechbergisches Schloß am südlichen Ende von Winzingen, an der Stelle eines alten festen Hauses, wo z. B. 1307

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)