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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Rathhaus enthält neben den Gemeinderathsgelassen ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Südlich am Dorfe steht das gräflich Rechbergische Schloß mit Garten, ein großes, schlichtes, dreistockiges Steinhaus, über dessen hübsch verziertem südlichem Eingange das Bubenhofen’sche Wappen angebracht ist; in der hohen Hausflur stehen zwei schöngeschnitzte Eichenholzsäulen.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend ein laufender, zwei Pump-, 4 Zieh- und 5 Schöpfbrunnen; von der Holzbrocklerquelle im Gefällholz wird das Wasser in das Schloß geleitet. Die Markung ist reich an guten Quellen, von denen der 500 Schritte südlich vom Ort entspringende Rauwiesenbrunnen die vortrefflichste und stärkste ist. Dann fließen über die Markung der von Norden kommende Krehbach (Maibach), der Dorfbach, der Holderbach etc. Zwei künstlich angelegte Seen befinden sich hier, der Schloßsee im Schloßgarten und der Feuersee, östlich vom Ort. Das nordöstlich vom Dorf gelegene Grundstück der Wittwe Ursula Widmann wird der See genannt, hier soll früher der Feuersee gewesen sein.

Die Landstraße von Gmünd nach Süssen geht mitten durch den Ort. Über die Bäche führen eine steinerne Brücke, 3 hölzerne Brücken und 2 Stege; 2 Brücken und 2 Stege sind von der Gemeinde zu unterhalten, die übrigen von Privaten.

Die im allgemeinen ziemlich kräftigen Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht; einige Bürger treiben daneben kleine Gewerbe, von denen das der Maurer und Steinhauer am stärksten vertreten ist; zwei Schildwirthschaften und ein Kramladen bestehen.

Da die Grundherrschaft Rechberg fast ein Dritttheil der ganzen Markung besitzt und viele Güter an beschwerlich zu bebauenden Bergabhängen liegen, so sind die Vermögensverhältnisse nicht besonders günstig. Der Graf von Rechberg besitzt auf der Markung 374 Morgen, welche von dem gräflichen Domänen-Inspektor Hahn auf Ramsberg rationell bewirthschaftet werden. Der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers beträgt 90 Morgen, worunter 20 Morgen Wald, der des Mittelmannes 40 Morgen, worunter 1–11/2 Morgen Wald, die ärmere Klasse besitzt zum Theil nur einige Allmandtheile. Auf der Markung Hagenbuch (Mark. Donzdorf) haben 5 hiesige Bürger etwa 12 Morgen Feld.

Einer Gemeindeunterstützung bedarf gegenwärtig nur ein Kind und 4 Personen genießen freie Wohnung im Armenhaus.

Die mittelgroße, meist unebene, zum Theil sehr bergige Markung hat im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der hauptsächlich aus den Zersetzungen des weißen und braunen Jura besteht; bei starken Regengüssen wird sehr häufig der Dünger und der humusreiche Boden

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_458.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)