Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Winzingen, mit Schloß,
Gemeinde III. Kl. mit 359 Einw., wor. 4 Evang. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Groß-Süßen, O.-A. Geislingen, eingepfarrt. 23/4 Stunden südlich von Gmünd gelegen.


In dem anmuthigen, zwischen dem Rehgebirg und den Ausläufern des Heldenbergs sich hinziehenden Krehbach-Thal, auch Maibach-Thal genannt, gerade an der Stelle, wo von Nordosten das Dorfbach-Thal sich dem Krehbach-Thal anschließt, liegt sehr freundlich und einladend zwischen Obstbäumen der hübsche, etwas gedrängt gebaute Ort.

Die dem heil. Sebastian und dem heil. Rochus geweihte Kirche liegt etwas erhöht am westlichen Ende des Dorfes und wurde 1692, im Stile der damaligen Zeit, mit einfachen Bogenfenstern und Blendarkaden erbaut (geweiht 1696); der Chor schließt vieleckig. Das ansprechende, im Schiff geradgedeckte, im Chor flachgewölbte Innere ist mit hübschen Stuckaturen geschmückt. Die Kirche war Begräbnißstätte der Herrn von Bubenhofen, von den noch vorhandenen Grabdenkmalen derselben stammt eines von 1699. Hinter dem Hochaltare befand sich früher ein großes Ölgemälde von hohem Werthe, aus der besten Renaissancezeit, Christus am Kreuz, wovon jetzt eine Kopie in dem Hochaltare angebracht ist. Die Orgelempore ist mit hübschen Bildern aus dem siebenzehnten Jahrhundert, Maria mit Anna und dem Kinde, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, geschmückt; eben dort befindet sich auch ein altes Crucifix. Dann ist noch zu erwähnen das Holzbild der heil. Anna, das in der Kirche, und das sehr schöne alte der Maria mit dem Leichnam des Herrn, welches auf der Kirchenbühne steht. Auch bewahrt die Kirche eine schöne altgothische Monstranz von Bronze. Der Thurm, welcher gegen oben in ein Achteck übergeht und mit einem Zwiebeldach bekrönt ist, bildet im Westen der Kirche eine Vorhalle. Von den zwei Glocken trägt die größere die Umschrift: Sant Sebastiane ora pro nobis 1692, die kleinere, in gothischen Minuskeln: hilf. maria. amen. anno. domini. 1430. In der südlich angebauten Kapelle der 14 Nothhelfer steht ein mit alten und neuen Heiligenbildern (von Maintel) geschmückter Altar, in der Mitte enthält er ein hübsches Gemälde, den heil. Antonius vorstellend. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der noch niedrig ummauerte Friedhof liegt um die Kirche. Die ursprüngliche Kirche soll im Garten des Gemeindepflegers Kolb gestanden sein.

Das alte, südlich von der Kirche gelegene, freundliche Pfarrhaus mit Scheune und Garten ist von der Gemeinde zu unterhalten. Das in gutem Zustand befindliche, 1836 erbaute Schul- und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_457.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)