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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger in Spreitbach besitzt 56 Morg. Feld und 28 Morg. Wald, der in Hertighofen 88 Morg. Feld und 49 Morg. Wald, der in Vorder-Linthal 62 Morg. Feld und 54 Morg. Wald; der Mittelmann besitzt 20 Morg. Feld und 11/2 Morg. Wald, die ärmere Klasse 2 Morg. Feld. Armenunterstützung erhalten 2–3 Personen.

Die mittelgroße Markung hat, soweit sie für den Ackerbau benützt wird, eine ebene freie Lage, während die meist ziemlich steilen und vielfältig unterbrochenen Thalgehänge theils dem Wiesenbau, größtentheils aber dem Waldbau dienen; die schmalen, zuweilen nassen Thalebenen werden durchgängig zu Wiesen benützt.

Der im allgemeinen mittelfruchtbare Boden besteht auf der Hochebene aus einem leichten, stark mit Sand gemengten Lehm, den man nicht selten durch Aufführen von Keupermergel bindender und ergiebiger zu machen sucht. Oben an den Abhängen erscheint meist ein starker, nicht durchlassender Thonboden, der als Wiesengrund benützt, häufig saures Futter erzeugt; weiter unten an den Abhängen treten die Verwitterungen des weißen Stubensandsteins und der mittleren Keupermergel auf. Liassandstein- und Stubensandsteinbrüche, wie auch Lehm-, Sand- und Mergelgruben sind vorhanden.

Wegen der hohen, freien Lage ist das Klima etwas rauh und die Gegend heftigen Winden ausgesetzt; feinere Gewächse, wie Gurken, Bohnen etc. wollen daher nicht gedeihen. Frühlingsfröste und kalte Nebel sind ziemlich häufig, Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Suppinger Pflugs, der eisernen Egge und der Walze fleißig betrieben und der Ertrag der Felder würde noch mehr gesteigert werden, wenn der geringe und leichte Futterertrag eine ausgedehntere Viehzucht und hiedurch eine größere Düngererzeugung zuließe; indessen sucht man durch eine vor ein paar Jahren in Vorder-Linthal angelegte Düngerfabrik diesem Mangel so viel als möglich abzuhelfen; auch wird zur Verbesserung des Bodens neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Mergel, Kalk, Kompost und Asche angewendet. Von den Getreidearten werden vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste und Roggen, weniger Weizen und Hirse gebaut; an Brach- und Handelsgewächsen pflanzt man viel dreiblättrigen Klee, Kartoffeln, Rüben, Reps, Hanf und Flachs, jedoch nur für den eigenen Bedarf; auch von den Getreidefrüchten kann nur wenig nach außen abgesetzt werden.

Der Wiesenbau ist zwar ausgedehnt, liefert aber, wie schon oben angeführt wurde, verhältnißmäßig wenig und meist nicht nahrhaftes Futter, so daß noch von außen zugekauft werden muß. Von den 1–2mähdigen Wiesen können auf der Markung Spreitbach etwa 30 Morgen, auf der von Hertighofen 20 Morgen und in Vorder-Linthal 40 Morgen bewässert werden.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)