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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Bauwerk mit schöngefüllten Spitzbogenfenstern und sehr starkem zweistockigem Thurm im Osten. Über dem hübschen Südeingang des Schiffes steht das Jahr der Erbauung 1489, das Innere hat ein sehr schönes Netzgewölbe mit einem Schlußstein, worauf 1490 und das Zeichen des Baumeisters ausgemeißelt ist. An der nördlichen Chorwand ist ein zierliches gothisches Sakramenthäuschen angebracht, ebenda ein Grabstein mit der Inschrift: Anno 1584 den 4. Febr. starb Cristoffel von wolfstal genannt stainhauser, Vogt von Gmünd. Der zweistockige, von hohem Satteldach bekrönte Thurm wird demnächst mit neuen Glocken versehen.

Im Jahr 1854 wurde der alte Begräbnißplatz verlassen und ein neuer außerhalb des Orts angelegt.

Das stattliche zweistockige Pfarrhaus mit Scheune und Garten ward 1749 vom Kloster Gotteszell erbaut und ist jetzt vom Staat zu unterhalten.

Nachdem das frühere Schulhaus abgebrannt war, wurde 1863 gut und ansehnlich ein neues Schul- und Rathhaus erbaut, das ein Rathszimmer, zwei Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen enthält. Neben der Volksschule besteht eine Industrie- und Zeichenschule.

Mittelgutes, im Sommer nicht gehörig frisches Trinkwasser liefern hinreichend, für Spreitbach 11 Pump- und ein Schöpfbrunnen, für Hertighofen 4, für Vorder-Linthal 6 Pumpbrunnen. Quellen kommen einige, jedoch unbedeutende vor; dann fließen über die Markung der Spreitbach, Reichenbach und Grumbach; die Flüßchen Lein und Roth berühren dieselbe und treten zuweilen aus.

Die Staatsstraße von Gmünd nach Gaildorf geht hier durch; Vicinalstraßen führen nach Ruppertshofen und Zimmerbach. Je eine hölzerne Brücke geht über den Reichenbach und über den Spreitbach, die letztere ist vom Staat zu unterhalten.

Die Einwohner sind ein gesunder, kräftiger und gut gewachsener Menschenschlag; über 80 Jahre zählen in der Gesamtgemeinde zwei Personen. Bei den Männern hat sich die alte Volkstracht noch erhalten, während diese bei dem weiblichen Geschlecht durch halb städtische Mode verdrängt wurde. Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Gewerbe und Arbeiten in den Wäldern. Unter den Handwerkern sind die Leineweber am stärksten vertreten; Körbe werden geflochten und im Oberamtsbezirk abgesetzt; Holz geht nach Gmünd. Außerhalb des Orts liegt im Reichenbachthal die Beutenmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, einem Stampfwerk und einer Sägmühle, ferner eine einzeln stehende Ölmühle. Dann bestehen noch vier Schildwirthschaften, worunter die in Hertighofen mit einer Bierbrauerei verbunden ist, und vier Kramläden; ferner die 1/2 Stunde südlich von Spreitbach gelegene Weggen-Ziegelhütte.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_421.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)