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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

halb von Reben- und Rosengewinden versteckte, spätgothische St. Martinskirchlein; seine Spitzbogenfenster sind noch erfüllt von zierlichen Maßwerken, das Chörchen schließt vieleckig. Auf der mit einem Renaissancegiebel bekrönten Westseite sitzt ein Dachreiter; über dem Eingang ist eine steinerne Tafel angebracht, mit verschiedenen Wappen, darunter das der Herren von Bubenhofen. Das hübsche, flachgedeckte Innere enthält einen Rococo-Altar mit dem gut ausgeführten Bilde des h. Martin.

So schön der Anblick der von prächtigen Bäumen belebten Gebäudegruppe des Schlosses, so bezaubernd ist die Aussicht hinab in die lachenden, von Dörfern und Gehöften reich belebten Thäler, besonders auch der Blick von dem westlich vom Schloß gelegenen Garten, von dem aus man in das weite Filsthal hinabsieht, im Vordergrund (mehr zur Rechten) an die schöne Burg Staufeneck, im Hintergrund am großartigen Albrande hin bis hinauf zur Teck.

Das zu dem Schloß Ramsberg, wie zu dem Birk- und Bühlhof gehörige Rittergut ist Eigenthum des Grafen v. Rechberg und umfaßt 8356/8 Morg, nämlich 445 Morg. Äcker, 2391/8 Morg. Wiesen, 1515/8 Morg. Weiden, Wege etc; es wird von dem Domäneninspektor, Ökonomierath Hahn, in rationellster Weise bewirthschaftet und bildet eine eigentliche Musterwirthschaft. Fruchtfolge: 1. Brache gedüngt, 2. Reps, 3. Winterung, 4. Hackfrucht gedüngt, 5. Sommergetreide mit Kleegras, 6. Kleegras, 7. Weide, 8. Winterung. Ein Morgen erträgt durchschnittlich an Dinkel 9 Scheffel, an Haber 6 Scheffel, an Gerste 5 Scheffel, an Roggen 4 Scheffel und an Reps, der in sehr großer Ausdehnung gebaut wird, 5 Scheffel. Mit Hopfen ist ein Morgen angelegt. Auf dem Gut hält man einen sehr schönen Viehstand, 10 Pferde, 120 Stück schweres Rindvieh (Kreuzung von Simmenthaler und Limpurger Race) und 1200 Merinoschafe.

Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten und ziemlich viel Kirschen beschäftigt, ist beträchtlich und in jüngerer Zeit wurden auf dem Gute 3000 Obstbäume gepflanzt, ferner 300 Morgen Äcker und Wiesen drainirt, über 1000 Ruthen Wege mit Steinkörper gebaut und zur Besserung des im allgemeinen sandig-lehmigen Bodens über 40.000 Wagen Mergel aufgeführt.

Der Gemeindebezirk Reichenbach bildete einst kein selbstständiges Ganzes, sondern gehörte theils zur Herrschaft Scharfenstein mit Donzdorf, theils zu Hohenrechberg, zu Ramsberg und Staufeneck. Zur ursprünglich Helfenstein’schen Herrschaft Scharfenstein gehörten die Helfenstein’schen Lehen, welche die Herren von Rechberg 1446 kauften von Fritz v. Schwendi c. ux. Agnes v. Alchingen. Die ältere Staufenecker Linie trug ebenso in Reichenbach zu Lehen 1 Hof und 3 Güter,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_417.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)