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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

belebt. Der 108 Fuß hohe, mit einer Steinkuppel bedeckte Thurm steht zwischen dem östlichen und nördlichen Kreuzarm und wurde 1775 an der Stelle des vom Blitz zerstörten ganz aus Quadern erbaut. An der Ostseite des Chores befindet sich in einer Nische die Bildsäule der Maria. Kräftige Portale führen in das Innere, einen weiten, schöngegliederten von Kreuz- und Tonnengewölben überspannten Raum, überraschend durch den Reichthum und die Pracht seiner Stuckaturen, welche die vielen Fresken an Wänden und Decke umziehen und sich über Pilaster, Altäre und Kanzel erstrecken. Aus ihren reichen Laubgewinden blicken viele treffliche Figuren besonders Engelsgestalten, und um die Kanzelbrüstung sitzen die vier Evangelisten. Auch die Kirchenstühle, und namentlich die Beichtstühle, sind von sehr bemerkenswerther Schönheit. Die vom Bernhardusberg herübergebrachte Statue des heiligen Bernhardus steht auf dem südlichen Altare. Die Sakristei ist kreuzgewölbt und enthält einen alten Schrank. Die vier Glocken auf dem Thurme sind sämtlich laut Umschriften 1775 nach dem Thurmbrande auf Kosten der gräflich Rechbergschen Familie gegossen und mit deren Wappen geschmückt worden. Die Kirche, 1846 ausgebessert, wird von der Heiligenpflege unterhalten, wurde 1767 zur Pfarrkirche erhoben und war vorher Wallfahrtskirche, s. u.

Das stattliche Pfarrhaus mit Wirthschaftsgerechtigkeit, wo der Wanderer freundliche Aufnahme findet, steht am südlichen Rande des Bergscheitels und eröffnet wieder eine wundervolle Aussicht; in seinem unteren Stockwerk finden sich noch Überreste der schon genannten Kapelle. Südlich von der Kirche ist der 1844 erweiterte Friedhof und daneben auf dieser rauhen Höhe der freundliche, hübschangelegte Pfarrgarten. Vor dem Pfarrhaus liegt ein Pumpbrunnen, der nicht selten versiegt, und westlich bei der Kirche das Meßnerhaus. Schöne Bäume, darunter eine prächtige Linde, stehen um die Gebäude, und ein großartiger Frieden weht hier oben, hoch und einsam über den Wohnungen und Feldern der Menschen.

Das Schulhaus, in Hinterweiler gelegen, wurde 1857/58 erbaut, enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; an der Schule sind im Ganzen zwei Lehrer angestellt.

Auf der Markung Schurrenhof steht eine kleine Kapelle; in der Nähe dieses Hofes lag auch das beinahe verschwundene Schloß Hetzelburg.

Das Schloß Hohen-Rechberg, den 6. Januar 1865 Nachmittags Ein Uhr durch einen Blitzstrahl in Brand gesteckt, ragt nun als großartige Ruine empor, mit Ausnahme der im Vorhof gelegenen Jägerwohnung. Es steht auf dem westlich vom eigentlichen Rechberge frei sich erhebenden sog. kleinen Rechbergle. Der natürliche Sattel vom großen zum kleinen Berge wurde noch künstlich ausgetieft und es führt jetzt statt der früheren Zugbrücke eine hohe steinerne Bogenbrücke hinüber,

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_405.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)