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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und zur Pflasterung, Liassandstein zu Bau- und Schleifsteinen und grobkörniger Keupersandstein zu Werksteinen gewonnen; auch Lehmgruben sind vorhanden.

Auf dem sog. Gigling und bei dem Unter-Bettringer Schafhaus kommen Erdfälle vor und immer noch entstehen welche.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig; die Luft ist gesund, auf den Höhen meist bewegt, oft sogar stürmisch, im Thal schaden nicht selten kalte Nebel und Frühlingsfröste. Hagelschlag kommt alle 10–20 Jahre einmal vor.

Die Landwirthschaft wird gut und fleißig getrieben; der gegossene Beetpflug, die eiserne Egge, die Walze und die Repssämaschine sind eingeführt; auf dem Lindenhof befindet sich eine Dreschmaschine.

Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln und der in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten Jauche Gips, Kompost, Asche, Malzkeime etc. in Anwendung. Viele Güter sind mittelst Drainage verbessert worden und die sehr rationelle Bewirthschaftung (7 Rotationen) des Lindenhofs wirkt mit ihrem Beispiel vortheilhaft auf den landwirthschaftlichen Betrieb.

Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Getreidearten Kartoffeln, Angersen, dreiblättriger Klee, Reps, ziemlich viel Hopfen, Hanf etc. Über den eigenen Bedarf können jährlich etwa 5–600 Scheffel Dinkel und 4–500 Scheffel Haber verkauft werden.

Die im zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich mit Luiken, Goldparmänen, Reinetten, Citronenäpfeln etc., weniger mit Birnen, dagegen sehr viel mit Zwetschgen, die hier gut gerathen und in günstigen Jahren auch einen Verkauf nach außen zulassen.

Früher wurde auch Weinbau getrieben und noch heißt ein südlich geneigter Abhang unterhalb des neuen Begräbnißplatzes „im Weingarten“; im Jahr 1364 verkaufte Hans von Rechberg seinen Weinzehent zu Bettringen.

An Waldungen besitzt Unter-Bettringen 4 Morgen, überdieß sind noch etwa 40 Morgen Privatwaldungen vorhanden.

Die namhaften Weiden (Ober-Bettringen 40 Morgen, Unter-Bettringen 60 Morgen) sind nebst der Brach- und Stoppelweide theils an den Besitzer des Lindenhofs, theils an fremde Schäfer um 1000 fl. jährlich verpachtet und überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse jährlich 200 fl. ein. Die Weide ist gut und ernährt den Sommer über 600, den Winter über 400 Stücke Bastardschafe; die Wolle wird in Kirchheim abgesetzt und die Fetthämmel kommen nach Paris zum Verkauf.

In Ober-Bettringen sind Allmanden vorhanden, die an die Bürger zu 1/2–1 Morgen verpachtet sind, wofür jeder 2 fl. jährlich zu entrichten hat.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_393.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2016)