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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Ober-Bettringen,
Gemeinde III. Kl. mit 829 Einw., wor. 10 Ev. a) Ober-Bettringen, Pfarrdorf, 508 Einw., b) Bergwiesen-Schafhaus, Hof, 3 Einw., c) Lindenhof, Hof, 13 Einw., d) Unter-Bettringen, Weiler, 305 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Ober-Böbingen eingepfarrt. 1 Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der wohlansehnliche, von Obstbäumen, namentlich von vielen großen Nußbäumen unterbrochene Ort liegt lang hingestreckt und weitläufig gebaut am südlichen Rande der südlich vom Remsthal sich erhebenden Hochfläche und bietet eine reizende Aussicht in das liebliche Thälchen, worin das freundliche Unterbettringen liegt, dessen hoch und frei stehende, von schönen Bäumen umgebene sogenannte Holzkirche vom entgegengesetzten, etwas waldigen Abhange malerisch herüberwinkt; dazu im Hintergrunde die herrlichen großartigen Pyramiden der drei Kaiserberge.

Die dem h. Cyriacus geweihte Kirche liegt an der Stelle des früheren Gmündischen Schlößchens (Amtshauses), ganz an den Rand der Hochfläche vorgeschoben und wurde vom Hospital Gmünd 1813/17 in schlichtem Rundbogenstile erbaut. Das Innere mit Triumphbogen und Chor ist flachgedeckt, macht einen ganz freundlichen Eindruck und enthält drei große, früher in der Gmünder Stadtkirche befindliche Spätrenaissance-Altäre mit sehr schönen Gemälden, auf dem Hauptaltare die Darstellung der Kreuzerfindung, auf den Seitenaltären die der vierzehn Nothhelfer und die des h. Laurentius. Ferner stehen auf dem Hauptaltare treffliche Holzbilder aus gothischer Zeit, Anna mit Jesus und Maria und die h. Katharina; sie stammen ebenfalls aus der Gmünder Stadtkirche; auch besitzt die Kirche von dorther einen schönen Renaissancekelch mit der Jahreszahl 1674. An der Decke des Chors prangt ein Freskobild. Am westlich stehenden, ganz einfachen Thurm ist ein kleines gothisches Tabernakel eingemauert; von den drei Glocken sind die beiden kleineren von H. Kurtz in Stuttgart gegossen 1860 und 1863, dagegen hat die größte, sehr schöne Glocke in gothischen Minuskeln die Umschrift: ihesus pro nobis factus est. ihesus pro nobis mortuus est. es gos mich pantlion sydler zuo esslingen. als man zalt 1504 iar. amen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht jetzt auf der Gemeinde.

Der 1850 schön angelegte, ummauerte Friedhof liegt außerhalb des Ortes.

Das an dem gegen das Unterbettringer Thal geneigten Abhang stehende Pfarrhaus war früher ein Schlößchen, es wurde schon 1426 von der Stiftung Oberbettringen erworben, steht in schönem Garten und hat eine herrliche Lage mit prächtiger Aussicht. Die Unterhaltung hat die Gemeinde. In der Nähe war die frühere Kirche.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_391.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)