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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend ein laufender, 63 Pump-, drei Zieh- und sechs Schöpfbrunnen. Der Wolfarth- und der Schieferbrunnen zeichnen sich durch besonders gutes Wasser aus; ersterer liegt auf der Anhöhe nördlich vom Ort und wird in einer 1140′ langen Leitung durch hölzerne und eiserne Deuchel hereingeleitet. Der Brunnen auf dem Christenhof hat schwefligen Beigeschmack; derselbe wurde von 1832–1844 als Mineralwasser zum Trinken und Baden benützt; seine Bestandtheile sind 31/2 Gr. Bittersalz und Glaubersalz, gegen 10 Gr. schwefelsaurer Kalk und 3 Gr. kohlensaurer Kalk; es ist zu bedauern, daß diese Badanstalt einging.

Die Rems kann durch einen Kanal (Feuerkanal) mit dem Lauterbach verbunden und mitten durch’s Dorf geleitet werden. Ein künstlich angelegter See befindet sich auf dem Gollenhof, umfaßt 17/8 Morg., ist mit Fischen besetzt und kann abgelassen werden. Ein weiterer, längst trockengelegter Weiher bestand im Schettelbach; die betreffenden Grundstücke führen noch heute die Namen Weiherwiesen und Weiheräcker. Auch die Markung ist reich an guten Quellen, dann fließen darüber die Rems, die Lauter, der Ammersbach, der Eitelbach, der Sulzbach und der Steinbach; beide letztere trocknen im Sommer ein. Pumpbrunnen können überall gegraben werden.

Die durch das Remsthal führende Eisenbahn und die Staatsstraße gehen durch den Ort, Vicinalstraßen sind nach Lautern und Heuchlingen angelegt. Über die Rems führen zwei steinerne und eine hölzerne Brücke; die steinernen sind vom Staat zu unterhalten; über die Lauter drei steinerne und drei hölzere, wovon eine steinerne vom Staat zu unterhalten ist, eine hölzerne und eine steinerne von Privaten; dann führen noch Stege, zwei über die Rems, einer über die Lauter, drei über den Ammerbach, einer über den Sulzbach und einer über den Eitelbach, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner sind körperlich gesund und kräftig; Epidemien kamen seit Jahrhunderten nicht vor und gegenwärtig leben sieben über 80 Jahre alte Personen im Ort. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau und Viehzucht. Von den Handwerkern sind am stärksten vertreten die Weber, Schuhmacher, Schneider und Maurer; nach außen arbeiten zum Theil die Weber, Zimmerleute, Maurer, Schreiner, Schmide und Wagner, besonders aber Siebmacher und Flaschner. Linnenspinnerei und Korbflechterei wird nur für den eigenen Bedarf getrieben. Mit Getreide und Vieh treibt man ziemlich lebhaften Handel; die Frucht wird an größere Händler in Stuttgart und Heilbronn abgesetzt, Mastvieh größten Theils nach Frankreich, Melkvieh nach Bayern, Jung- und Zugvieh zum Theil nach Baden. Es finden jährlich in den Monaten März, Juni, August und November 4 Vieh- und Krämermärkte im Orte statt, auf denen hauptsächlich sehr lebhaft mit Vieh gehandelt wird.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)