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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Wolfarth: gegen Süden schweift hier das Auge an die Kette des Aalbuchgebirges mit dem Rosenstein, der Lauterburg, Hohenroden und den lieblichen Gebirgsthälern von Lautern und Heubach; gegen Westen an den Hohenstaufen, Rechberg, Stuifen, Bernhardus- und Scheuelberg, gegen Osten an den Kolbenberg und in weiterer Ferne an die Höhen des Kochergebietes. Ein kleiner Wasserfall befindet sich an der Straße nach Lautern bei der Markungsgrenze.

Die dem S. Peter geweihte Kirche liegt hoch und frei am Südwestende des Dorfes und besteht aus einem mächtigen, uralten, östlich stehenden Thurme, der an der Nordwand noch ein romanisches Rundbogenfenster enthält; an ihn wurde im Jahr 1442 eine neue Kirche angebaut und der Thurm selbst theilweise erneuert, im Jahre 1618 wurde sie erweitert, und endlich im Jahr 1840 das jetzige Langhaus im einfachen Rundbogenstil mit breiten Verhältnissen auf Kosten des Gmünder Spitals neu erbaut. Im Innern macht auch dieser Raum eine viel günstigere Wirkung, und wird durch Kirchenfahnen, Bildsäulen, sehr hübsche, meist moderne Ölbilder auf den Altären, und viele Stationentafeln ansprechend geschmückt. Der gewaltige, auch noch romanische Triumphbogen ist ungegliedert und im Halbkreise geführt; der hübsche Hauptaltar ward von Maintel in Horb verfertigt. An der Westwand sind zwei Steintafeln eingelassen; auf der einen steht, daß die Kirche im Jahr 1618 auf Kosten von Gmünd renovirt und erweitert worden, auf der andern: Es hats erbauhen Kaspar vogt stainmecz kirchenmeister zuo gemende. Von den drei Glocken hat die größte in gothischen Minuskeln die Umschrift:

osanna heis ich.
in unser fraven er leut ich.
bernhart lachaman gos mich 1512.

Die zweite schön verzierte ist 1854 von H. Kurz in Stuttgart gegossen, die dritte, auch neue, von Joseph Probst. Die Baulast der Kirche ruht jetzt auf der Gemeinde.

Der ummauerte Begräbnißplatz wurde 1831 westlich am Ort angelegt.

Das Pfarrhaus, östlich an der Kirche stehend, ist ein sehr stattliches, dreistockiges, steinernes Gebäude, an dessen verziertem Portale man die Jahreszahl 1760 liest; in diesem Jahre ward es vom Spital in Gmünd erbaut, seine Unterhaltung ging 1866 auf den Staat über.

Schule und Rathhaus sind in einem 1818 neuerbauten Gebäude vereinigt, das außer den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält. Außerdem unterrichtet noch ein Lehrgehilfe in der Schule.

Das hübsche steinerne Bahnhofgebäude steht nordwestlich vom Ort jenseits der Rems.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)