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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Gmünd z. B. 1379, 98 .., das Spital z. B. 1343, 1406, 42 ..; ein Gut hatte auch das beneficium St. Jacobi minoris u. a. m. Nicht unbedeutend waren auch immer noch die Rechberg’schen Güter, bis sie an Diemar verkauft wurden.

Als Besitzer des Thurmes fand sich Hans Diemar[1] zuerst 1529 genannt, 1533 als „der ältere“. Ihm folgten zwei Söhne Hans jun. und Laux, welche 1535 so theilten, daß Hans die eigenen Güter bekam, welche von den Rechberg waren erkauft worden und auf denen er sich ein Schlößchen erbaute, Laux den Thurm und seine Zubehörden, württembergische Lehen. Das Gericht sollte gemeinschaftlich sein. Die Brüder waren bestrebt, alle obrigkeitliche Gewalt an sich zu bringen und kamen dadurch in Streit mit Kl. Gotteszell, 1533 vertragen, und mit der Stadt Gmünd, was (nach ungenügenden Vergleichen 1535, 39, 42) zu einer Fehde führte, in welcher Hans Diemar besonders gegen den Landfrieden plünderte und brannte und die Gmünder Unterthanen brandschatzte 1543 ff. Er wurde deßwegen vom kaiserlicheen Kammergericht geächtet und Gmünd ergriff Besitz von seinen Gütern, Hans Diemar saß eine Zeit lang zu Schorndorf gefangen und erst 1554 brachte Herzog Christof einen gütlichen Vergleich zu Stand, durch welchen Hans Diemar sein Besitzthum zurückbekam und eine Entschädigung von 400 fl.

Bald nachher kamen die Brüder selbst in Streit, weil Laux alle Herrlichkeit für seinen Thurm ansprach, sein Bruder sitze, wie jeder andere Bauer auch. Württemberg ergriff Parthie für seinen Lehensmann und führte den Hans aus seinem Schlößchen weg ins Gefängniß nach Schorndorf 1558. – Hans hinterließ einen Sohn, Hans Leopold, Laux einen Hans Kaspar I. (z. B. 1568 ff.), welche mit Gmünd wieder im Streit lagen; das Tübinger Hofgericht sprach 1574 den Inhabern des Thurms die Obrigkeit und Jurisdiktion allein zu (ausgenommen den Lorcher Hof), auch das Recht, den Schultheißen anzunehmen, Gebot und Verbot zu geben, die Heilgenrechnung abzuhören u. s. w.

Schon seit einiger Zeit hatte Württemberg Verkaufsanträge gemacht und 1577 verkaufte Hans Kaspar Diemar II.[2], des ersten


  1. Eberhard Diemer war Bürgermeister zu Gmünd 1379, Peter Diemer stiftete da 1426 ein Seelgeret für seine Eltern, und Balthasar Diemar ist z. B. 1455 Bürger zu Gmünd. Ob von ihnen die Lindacher Diemar abstammen? Diese führten das Wappen der thüringisch-fränkischen Herrn v. Diemar, einen Querbalken im Schilde und treten blos als landsäßiger Adel auf.
  2. Er bekam 1618 den württembergischen Theil von Alfdorf zu Lehen, 1630 heimgefallen; s. Oberamt Welzheim, S. 147.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)