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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner bestehen in mancherlei Gewerben, während Feldbau und Viehzucht mehr untergeordnet sind; der größere Theil der Bürger zieht meistens herum als Hausirer, wie Keßler, Schleifer, Korbmacher, Pfannenflicker u. s. w., ferner wird hier ziemlich viel Baumwollen-Strickgarn aus Walzenabgang zubereitet und ausgeführt, dann werden sehr viele Baumwollenwaren, auch Jacken gestrickt und gehäkelt; die Baumwollenweberei war ziemlich verbreitet, hat aber in den letzten Jahren fast ganz aufgehört. Mit Schnittwaren und Öl wird gehandelt. Zwei ziemlich bedeutende Sägmühlen, eine Mahlmühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, zwei Ölmühlen, eine Gipsmühle und eine Ziegelei, ferner zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und vier Kramläden bestehen. Unter den ansässigen Gewerbetreibenden sind Schuhmacher und Schreiner, meistens nach außen arbeitend, die zahlreichsten.

Wegen des unverhältnißmäßig geringen Grundbesitzes sind die Vermögensverhältnisse viel ungünstiger als in den meisten Gemeinden des Oberamts, indem von der 627 Morgen großen Markung die Grundherrschaft beinahe die Hälfte inne hat, nämlich jeder der beiden Freiherren v. Lang 84 Morgen Feld und 68 Morgen Wald; nach ihnen besitzt der begütertste Bürger 41, der Mittelmann 5–6, die ärmere Klasse 2/8 Morgen. Viele haben gar kein Grundeigenthum; acht Personen erhalten beständige Gemeindeunterstützung, periodische ziemlich viele. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger etwa 400 Morgen.

Mit Ausnahme der Thalebene ist die Markung uneben und beschränkt sich auf die zum Theil ziemlich steilen Thalgehänge; während die auf angrenzenden Markungen von den Ortsbürgern angekauften Güter meist eine ebene Lage haben.

Der Boden ist mittelfruchtbar, größtentheils schwer, thonig (Zersetzungen der Keupermergel), auch Lehm kommt vor und in der Thalebene lagern dem Wiesenbau günstige Alluvionen, die nur in den sog. Weiherwiesen saures Futter erzeugen.

Im weißen Stubensandstein sind drei Brüche angelegt, aus denen gute Bausteine gewonnen werden, die auch nach außen Absatz finden; auch Liaskalksteine und etwas Werksteine werden zuweilen abgebaut.

Die klimatischen Verhältnisse sind nicht sehr günstig, indem Fröste und kalte Nebel im Früh- und Spätjahr häufig schaden. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird, soweit es die Verhältnisse erlauben, recht gut betrieben und von den verbesserten Ackergeräthen sind die Suppinger Pflüge und die eisernen Eggen allgemein, auch zwei Dreschmaschinen und eine Repssäemaschine vorhanden. Außer den in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)