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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

seiner vielen kleinen Häuser nicht sehr ansehnliche Ort, umgeben und durchzogen von Gemüsegärtchen und Obstbaumwiesen. Die Häuser sind häufig ganz aus Stein erbaut, die bald breiten, bald engen Straßen chaussirt und mit Kandeln versehen.

Aussichtspunkte von Bedeutung gibt es keine auf der Markung, dagegen bietet das Leinthal mit seinen grünen Gehängen und dem gefällig sich hinschlängelnden Flusse, den hohe Baumgruppen und üppige Gebüsche umsäumen, manches sehr ansprechende Bild.

Die am Ostende des Dorfes, ganz nahe (nördlich) der Lein gelegene Kirche ist dem h. Georg geweiht und enthält in ihrem quadratischen Chore den ersten Stock eines ehemaligen, sehr alten Thurmes, wie man sofort an der mächtigen Stärke des spitzen Triumphbogens und an den großen, an den Wänden hinziehenden Blendbögen sieht; statt des alten Rippenkreuzgewölbes ist jetzt ein spätgothisches Netzgewölbe eingezogen. Das Schiff ward 1783 in hübschem Rococostil erbaut und zeigt an der Westseite ein dorisches Portal und innen an den Wänden jonische Pilaster, auf denen Stichkappen ansetzen. Oben am ebenen Spiegel der Decke dehnt sich ein großes Freskobild, die Himmelfahrt Mariä, aus. Auch der Hochaltar ist im Zopfstil gehalten; über dem Triumphbogen hängt ein gutes Krucifix und im Bogen selbst zur Linken steht ein schönes, in Sandstein gehauenes Grabmal mit dem Wappen der Bestatteten und der Aufschrift: anno. domini. im. 1504. iar. starb. der. edel. und. vest. rudolf. von. westerstetten. vom. altenberg. und. dar. nach. im. 1512. iar. sein. gemahell. fraw. rosina. von. geport. ein. veterin. den. got. gnad. Der ziemlich hohe, mit dorischen Pilastern belebte dreistockige Thurm steht an der Nordseite der Kirche und hat denselben Stil; auf ihm hängen zwei Glocken, wovon eine bedeutend groß ist und mit der Umschrift in gothischen Minuskeln: osanna. heis. ich. in. unser. fraven. ere. leut. ich. bernhart. lachaman. gos. mich. 1492; auf der zweiten Glocke steht in derselben Schrift: hilf. heilger. s. zebaltis. und. heilger. s. zillacker. und. heilger. s. volfgang. 1492. Die Unterhaltung der Kirche ruht hälftig auf der Stiftungspflege, hälftig auf der Gutsherrschaft. Um die Kirche liegt der ummauerte Friedhof, worauf ein schönes, altes schmideisernes Kreuz bemerkenswerth ist.

Das stattliche, massive, zweistockige Pfarrhaus ward 1808 westlich von der Kirche erbaut; mit seiner Unterhaltung verhält es sich wie bei der Kirche.

Das ziemlich ansehnliche, 1826 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; außerdem ist noch ein Lehrgehilfe an der Schule angestellt.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)