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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und wenn man die Höhen ersteigt, so bieten sich herrliche Aussichten, beinahe unermeßliche gegen das hügelreiche Unterland hin, oder auch weniger weite an die nahen gewaltigen, scharfen und schroffen Formen des Albgebirges; die lohnendsten Punkte sind der Bürglesbühl, der Öbele, der Hohenfels und der Pfaffenberg. Die bedeutendsten Felsmassen stehen am Ostabhang des Rosensteinberges.

Die der h. Maria geweihte Kirche steht hoch und frei inmitten des Dorfes auf einem kleinen Hügel; 1783 wurde sie vom Spital in Gmünd an der Stelle der alten Kirche neu aufgebaut und bietet außen nichts besonders anziehendes, dagegen macht das in hübschem, maßvollem Rococostil durchgeführte Innere einen sehr wohlthuenden Eindruck. Die Wände sind durch jonische Pilaster gegliedert, auf denen die aus Stichkappengewölben zusammensetzte Decke ruht, belebt von Fresken, im Chor von der Darstellung der Kreuzigung. Die Kanzel und die hübschen Chorstühle sind in demselben Geiste gehalten, die drei sehr großen und sehr reichen Altäre mit guten Bildern geschmückt. Ferner befindet sich in der Kirche noch ein schön im Renaissancestil gehaltenes großes Krucifix. Die mit 18 Registern versehene Orgel ward 1789 verfertigt. Der dreistockige, im Westen stehende Thurm wird gegen oben achteckig, ist mit einem Zwiebeldach bekrönt und hat in seiner kreuzgewölbten Vorhalle zwei gothische, aus der alten Kirche stammende Schlußsteine eingemauert. Von seinen drei Glocken ist die eine sehr groß und hat in gothischen Minuskeln die Umschrift: osanna heis ich. in unser frauen er leut ich. bernhart lachaman gos mich 1512; die andere in derselben Schrift: frantz buicsen maister gos mich da man zalt 1433 iar; die dritte Glocke, wohl die älteste, hat weder Schrift noch Zeichen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der noch ummauerte Friedhof umgibt die Kirche. Das hübsche, zweistockige Pfarrhaus, mit Garten und Scheune, ward 1810 vom Spital in Gmünd ausgebessert, hat eine freie, hohe Lage mit schöner Aussicht, namentlich gegen Lauterburg hin, und ist vom Staat zu unterhalten.

Das gutgehaltene Schulhaus, zugleich Rathhaus und die Wohnung des Schulmeisters, wurde 1824 von der Gemeinde angekauft und eingerichtet. Hinter ihm befindet sich der große, sehr schön anlegte Garten des Schulmeisters Eisenbarth, der neben schönen Obstbäumen und Rosenbäumchen (60–70 Arten) die verschiedensten Arten von Nelken (gegen 400) zieht und hiedurch weit und breit eine Berühmtheit erlangt hat.

Reines und gesundes, nur etwas hartes, kalkhaltiges Wasser liefern stets in Fülle 7 laufende, 16 Pump- und ein Ziehbrunnen, als besonders gut wird das Wasser des oberhalb des Ortes entspringenden

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_360.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2016)