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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

in freundlichem Garten außen am Dorf gegen Morgen und gewährt eine schöne Aussicht. Die Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Das 1826 errichtete Schul- und Rathhaus ist mit Weinreben bewachsen, hat neben sich einen hübschen Garten, und enthält die Gemeinderathsgelasse, ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Eine kleine Kapelle, davor zwei uralte Linden, steht südlich vom Ort und wird der Kerker genannt, weil Christus im Gefängniß darin dargestellt ist. Von hier aus genießt man eine ganz herrliche Aussicht.

Gutes Trinkwasser liefern 2 laufende und 35 Pumpbrunnen; nur ganz selten tritt Wassermangel ein. Das Wasser wird alsdann aus dem 1/8 Stunde entfernten Kaltenbach bezogen; auch die Markung ist reich an guten Quellen, die bedeutendste der Siechling am westlichen Eingang ins Dorf, ferner der Ursprung des Kaltenbachs, Gsaid, nördlich vom Ort gelegen; dann fließen über die Markung die Rems, die oft verheerend austritt, der Sulzbach, der Kaltenbach und der Aidigkofer Bach. Am Ort liegt eine Wette.

Die Vicinalstraße (eine Körperschaftsstraße) von Gmünd nach Hohenstadt geht durch den Ort; die Staatsstraße von Gmünd nach Aalen, sowie die Remsthaleisenbahn berühren die Markung.

Brücken befinden sich 2 bei Burgholz; Stege 4, über die Rems, den Kaltenbach und den Sulzbach; die Brücken sind vom Staat, die Stege von der Gemeinde zu unterhalten.

Von den Einwohnern, einem großgewachsenen und kräftigen Menschenschlage, zählen gegenwärtig zwei über 80 Jahre. Ihre Tracht ist zum Glück, namentlich bei den Frauen, noch die so kleidsame ländliche.

Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; ferner befinden sich viele Maurer und Steinhauer im Ort; von letzteren werden in 4 Steinbrüchen viele Bau- und Schleifsteine (Liassandstein) gebrochen, diese zugerichtet und weithin bis ins Badische ausgeführt; auch einige Liaskalksteinbrüche sind vorhanden. Schildwirthschaften bestehen 4 im Orte, Kramläden 2; in Hussenhofen ist eine unbedeutende Brauerei.

Die Vermögensverhältnisse sind günstig; der begütertste Bürger besitzt 80–90 Morgen, worunter 6–8 Mrg. Wald; der Mittelmann 40–50 Morgen, worunter 3–4 Mrg. Wald; die ärmere Klasse 10–15 Morgen Feld. Armenunterstützung von Seiten der Gemeinde ist gegenwärtig nicht nothwendig.

Die Gemeindemarkung, soweit sie für den Feldbau benützt wird, ist meist eben und besteht aus der Hochebene und den Thalebenen; die ziemlich steilen Gehänge gegen die Thäler dienen meist dem Waldbau, theilweise auch dem Wiesenbau.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)