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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

wird einiger Handel mit Vieh getrieben. Viehaustrieb findet theilweise noch statt.

Die von Ortsbürgern betriebene Schafzucht (deutsche Race und Bastarde) ist sehr namhaft; es laufen den Sommer über 1000 bis 1200 Stück, den Winter über 120 Stück auf der Markung. Die Wolle wird auf inländischen Wollmärkten abgesetzt.

Das Fischrecht in der Forellen führenden Lauter steht dem Grafen v. Rechberg zu.

Die Stiftungspflege besitzt an Kapitalvermögen 1590 fl.; besondere Stiftungen sind 250 fl. vorhanden, deren Zinse unter die Ortsarmen beider Konfessionen vertheilt werden.

Außer den schon oben angeführten letzten Überresten der Stammburg der Herren v. Degenfeld, befindet sich südwestlich vom Ort in dem sog. unteren Laubenhäule eine etwa 400′ lange Schanze, Graben und Wall; letzterer gegen 8′ hoch. Ganz in der Nähe, auf der sog. Burghalde wurden schon römische Münzen gefunden, was vermuthen läßt, daß die Schanze ein Werk der Römer sei, die sie zur Deckung der hier über das Thal führenden Römerstraße angelegt hatten (s. hier. den Abschn. Römische Altertümer).

Etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort kommt der Flurnamen „Buittingen“ vor, was auf einen abgegangenen Wohnort deutet.

Auf dem Bernhardusberg stand eine Kirche zum heil. Bernhardus, mit einer Priesterwohnung und Wirthschaft, wohin stark gewallfahrtet wurde; die Gebäude, welche übrigens nicht mehr zu dem Bezirk gehörten, sind jetzt gänzlich abgegangen.

Degenfeld wird erstmals in Urkunden genannt bei Erwähnung der von da benannten Herrn v. Degenfeld, deren Genealogie und Geschichte folgt. Westlich vom Dorf stand ihre Stammburg, deren letzte Mauern erst 1811 abgebrochen wurden. Auch im Dorf neben der Kirche stand später ein Herrschaftshaus. Der Ort gehört zum alten Rechbergischen Gebiet und im Besitz waren zur Hälfte die Herren von Rechberg selbst, zur Hälfte deren ritterliche Dienstmannen „von Degenfeld“, welche auch in der Umgegend zu Weissenstein, Nenningen, Grünbach, Weckerstel, Kuchalp etliche Besitzungen hatten (vgl. auch Iggingen und Muthlangen).

Über die Hoheit und Gerichtsbarkeit gabs wiederholt Streit zwischen v. Rechberg und v. Degenfeld, doch mußte in dem entstandenen Proceß anerkannt werden, daß die Rechberg das höhere Recht hatten und während jeder Theil die Gerichtsbarkeit haben sollte über seine Unterthanen und auf deren Gütern, behielt Rechberg die Strafgewalt über alle auf den Gassen und der Almand; die malefizische Obrigkeit hat Degenfeld blos innerhalb Etters, nach Verträgen von 1515, 27, 31 und 79. Diese Differenzen mögen zu dem Entschluß Christofs v. Degenfeld beigetragen haben, sein Erbgut,

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)