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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

den Altäre, Heiligenbilder und Gemälde wohlthuend schmücken. Das weite Schiff ist rechteckig und flachgedeckt, der Chor innen halbrund geschlossen und zeigt in der Nische hübsche Fresken, die Anbetung der Könige und zu Seiten die Medaillons Christi und Mariä. Die drei Altäre sind neu, in gutem, modern gothischem Geschmacke gehalten; der südliche Seitenaltar besitzt einige gute Holzfiguren aus spätgothischer Zeit, Maria, S. Bartholomäus und S. Wendelin. An der Südwand des Schiffes hängt ein meisterhaftes Ölbild, der h. Sebastian, ein Bild der italienischen Renaissance des 16. Jahrhunderts. Auf dem Westgiebel der Kirche sitzt ein hölzerner Dachreiter mit drei neuen unzugänglichen Glocken. Die Unterhaltung beider Kirchen ruht auf der Gemeinde.

Das evangelische Pfarrhaus steht in gar traurigem Zustande südöstlich an der Kirche, es war früher das Amtshaus der Gutsherrschaft; seine Unterhaltungspflicht steht dem Grundherrn zu.

Das katholische Pfarrhaus, erbaut 1843, ein hübsches zweistockiges, steinernes Gebäude hat eine schöne, freie Lage südwestlich von der neuen Kirche; die Unterhaltung ruht auf der Kirchengemeinde.

Der katholische Friedhof liegt seit 1833 außerhalb des Ortes, früher war er neben der Mönhofkapelle, die von Michael Nuding 1767 erbaut, 1810–1840 als Pfarrkirche von der Gemeinde benützt wurde und jetzt zu einem Ökonomiegebäude umgewandelt ist.

Das Schul- und Rathhaus, erbaut 1865/1866, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath drei Lehrzimmer und die Wohnungen für die beiden Schulmeister und den katholischen Lehrgehilfen. Eine Industrieschule besteht.

Der Ort hat kein Quellwasser, nur 9 Pump- und 23 Schöpfbrunnen; als Trinkwasser wird das von den Dächern aufgefangene Regenwasser benützt; bei längerer Trockenheit entsteht Wassermangel, dann muß das Wasser eine Stunde weit von der Heubacher Steige hergeholt werden. Im Ort sind zwei Wetten (Hülen) angelegt; auch die Markung hat weder Quellen noch Bäche und nur einige Hülen.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Bargau und Heubach, Lauterburg und Steinheim.

Bei den älteren Einwohnern besteht noch die kleidsame Volkstracht. Über 80 Jahre alte Personen giebt es gegenwärtig keine im Ort.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, sodann Handel mit dürrem und grünem Obst, Besen, Sämereien, Käse. Unter den Gewerbetreibenden sind die Schuster am stärksten vertreten, diese und die Schreiner arbeiten nach außen; ferner bestehen drei Schildwirthschaften und vier Kramläden.

Auch hat der Ort das Recht, alljährlich zwei Vieh- und Krämermärkte

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)