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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

nur von Wiesflächen umfaßt, der ziemlich große Ort, welcher mit seinen meist kleinen einstockigen Häusern den echten Charakter eines Albdorfes hat und einen minder günstigen Eindruck macht, als die übrigen Orte des Oberamtsbezirks. Durch Brände wurden in den Jahren 1832 11, 1845 etwa 30, 1849 10 und 1865 60 Gebäude in Asche gelegt, deßhalb trifft man fast lauter neue Häuser mit Ziegeldächern und nur zuweilen dazwischen noch ein altes, mit Stroh gedecktes. Die Straßen sind großenteils chaussirt und gekandelt und im allgemeinen gut. Schöne, weite Aussichten gewährt die Markung keine, dagegen streift an der südöstlichen Markungsgrenze das gegen Steinheim hinabziehende Wenthal, ein enges Trockenthal, worin große Juradolomitfelsen von abenteuerlichster Bildung hoch und frei aus dem grünen Thalgrund emporsteigen und samt ihrem reichen Pflanzenwuchse höchst malerische Anblicke bieten. Erdfälle kommen rings um den Ort vor, und beim Kitzinghof an der Falkenhalde befindet sich die schöne Falkenhöhle (s. hierüber den allgemeinen Theil, Abschnitt „Erdfälle und Höhlen“).

Mitten im Dorf liegt die evangelische Kirche auf einem Hügel im noch ummauerten Friedhof; sie besteht aus einem romanischen Thurm, einem östlich daran gebauten spätgotischen Chor und dem Langhause, das 1741 seine jetzige Gestalt erhielt; diese Jahreszahl steht über dem Südeingange. Das ganze Kirchlein giebt ein hübsches Bild, ist aber bedeutend verwahrlost. Der halbachteckig geschlossene Chor hat Strebepfeiler und gothisch gefüllle Fenster; der ziemlich starke zweistockige Thurm wird von hohem, vierseitigem Zeltdache bekrönt, zeigt an der Südwand des ersten Stocks ein schöngefülltes gothisches Fenster, und an der Nordwand des zweiten Stocks ein romanisches Doppelfenster.

Im Innern wird Thurm und Chor mit schönem Netzgewölbe bedeckt, das jetzt leider sehr dick übertüncht ist, noch aber schimmert die alte Bemalung mit farbigen Flammen hindurch. Die Gurten ruhen zum Theil auf großen Fratzenköpfen, eine der östlichen auf einem Schild mit dem Zeiten des Baumeisters und der Jahreszahl 1511, der Zeit der Erbauung des Chors. Der Triumphbogen ist spitz und, wie es scheint, aus einem Rundbogen verändert. An der Ostwand des flachgedeckten Schiffes findet sich ein zierliches Grabsteinchen des Eberhard Maximilian Vom Holz, † 1755. Die beiden Glocken sind verziert und haben die Umschrift: Anno 1782 gos mich Arnold zu Dinkelsbühl. Das Patronat zur evangelischen Pfarrei hat abwechselnd mit der Krone die Familie des † Kanzleiraths Steudel.

Die katholische Kirche zum h. Kreuz, ganz frei nördlich von der evangelischen gelegen, ward 1865/1866, nachdem die 1839/1840 erbaute abgebrannt war, in einfachem, modernem Rundbogenstile wieder errichtet und bietet wenigstens innen einen hellen, freundlichen Raum,

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)