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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

nochmals die Stadt 1647 und vor dem Abzug der letzten Besatzung von Schorndorf wurden die 10 Stücke Gmünder Geschütz fortgeführt, darunter eine Feldschlange 11′ lang. 1650, 18. August, verzehrte eine Feuersbrunst 4 Häuser. Die Franzosenkriege gingen gnädig vorüber (vgl. VII, 3), aber hie und da mußten doch Kontributionen gezahlt werden, 1688.

Für die innere Geschichte der Stadt sind – neben der Verfassungsentwicklung – von besonderer Wichtigkeit die Processe zwischen dem Magistrat und den Unterthanen in Stadt und Land, welche c. 1680/90 begannen.

Die Landunterthanen klagten theils jetzt, theils später über allzudrückende Besteuerung, gesteigerte Frohndienste, Belastung mit Chausseebauten, Verschiebung der Güterrenovatur, Entschädigung für Einquartirungslasten, Entziehung aller schriftlichen Urkunden über ihre Rechte und Pflichten u. dgl. m. Der Reichshofrath ließ durch den Bischof von Augsburg die Sache verhandeln. 1690 im April kam der erste s. g. Dillingen’sche Receß zu Stand, an welchen sich der Magistrat wenig kehrte, so daß schon 1698 neue Klagen einliefen, welche der Prälat v. Elchingen untersuchen sollte 1700 ff. 1701 hatten die Bürger selbst einen Auflauf erregt gegen Bürgermeister Storr, so daß Kreisexekution gerufen wurde und als die Eroberung Ulms durch die Bayern und Franzosen 1702 alles ins Stocken brachte, setzte der Magistrat seine Hauptgegner ins Gefängniß, den Advokaten der Bauern jahrelang, bis er närrisch wurde! Eine kaiserliche Subdelegations-Kommission brachte 1706 einen Receß zu Stand, welchem die Bauern gleich widersprachen. Darum wiederholten sich bald die alten Klagen. 1712, 1719, 1720 und 1722 mußte wieder eine kaiserl. Kommission auftreten, welche 1723 einen Receß gab, etliche der Kläger strafte und große Kosten verursachte; namentlich sollte eine gemeinschaftliche Kontributionskasse errichtet werden, zwei der Landämter waren vorher schon – zur Ersparniß – aufgehoben. 1727 regten sich wieder die Klagen und das Gefangensetzen einiger Beschwerdeführer half nicht; die Bauern hielten fest zusammen; während ein kaiserl. Dekret dem Magistrat grobe Mängel und Gebrechen im Regiment vorwarf, Eigennutz und Mißbrauch der obrigkeitlichen Gewalt, wurde den Bauern das Vergessen der seiner Obrigkeit schuldigen Ehrfurcht und des Gehorsams vorgeworfen. 1742 wurde der Magistrat vom Kaiser aufgefordert, die frühern Recesse zu halten, worauf die Unterthanen zum Theil vorderhand gar keine Steuern zahlen oder Frohndienste leisten wollten, was wieder einmal Kreisexekution herbeirief.

Die gleichzeitigen Streitigkeiten des Magistrats mit einem Theil der Stadtbürgerschaft wurden 1754 verglichen und die Bauerschaft angewiesen, sich auch damit zu begnügen; ihr Protest war vergeblich. Schon 1770, 1776 u. f. erhoben sich neue Klagen und die Anführer

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)