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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd


Eine Zeichenschule ist 1776 errichtet worden; neurer Zeit kam dazu eine Graveurschule für die Bedürfnisse der Gmünder Industrie, und eine gewerbl. Fortbildungschule. Eine Sing- und Geigschule für Buben und Mädchen eröffnete 1780 der Stadtorganist und später wurde ein eigener Musiklehrer aufgestellt.

Die Anfänge der Volksschule sind nicht bekannt; weil aber z. B. schon 1712 eine Schulordnung für Iggingen gemacht wurde, so ist gewiß das städtische Volksschulwesen früher schon organisirt gewesen. Der allgemeine Aufschwung des Schulwesens im vorigen Jahrhundert, besonders das Vorbild der österreichischen Normalschulen (1778) wirkte auch auf Gmünd und man traf neue Einrichtungen namentlich auch für die Mädchen. Zu den (erhöhten) Kosten mußten alle Bürger beitragen und im Anfang konnten alle Kinder die nöthigen Lehrmittel von der Stadt beziehen. Unterrichtsgegenstände waren: Lesen, Schön- und Rechtschreiben, Rechnen und Religion; ein Lesebuch enthielt biblische Geschichten und eine Sammlung geographischer, moralischer und anderer Kenntnisse. Im Singen unterrichtete der Stiftscantor, die angestellten Lehrer waren theils Cleriker (2), theils Laien (2), ursprünglich gewesene Handwerksleute. Seit 1803 gelten die württembergischen Schulordnungen und das Herbeiziehen evangelischer Beamter und Einwohner hatte auch die Errichtung einer evangelischen Volksschule im Gefolge, zuerst im Augustinerkloster, jetzt im ursprünglichen Gebäude der Lateinschule. Die katholischen Volksschulen befinden sich theils im Schullehrerseminar, theils im Klösterle zu St. Ludwig, ehemals waren sie im s. g. Waisenhause. Eine Kleinkinderschule haben die barmherzigen Schwestern 1854 eröffnet und ein eigenes Haus dazu gestiftet erhalten.

2. Ein katholisches Schullehrer-Seminar wurde im ehemaligen Franziskanerkloster 1825 errichtet, daneben bestand ein lange Zeit sehr besuchtes Schulpräparanden-Institut (hauptsächlich des Musterlehrers J. Dreher) und neuerdings ist ein Privatseminar für Lehrerinnen dazu gekommen mit 2jährigem Bildungscurs, an welchem die Lehrer des Schullehrer-Seminars mitwirken.

3. Dem Unterricht Taubstummer widmete sich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Pater Mansuet im Franziskanerkloster mit gutem Erfolg und um 1807/08 Stadtpfarrer Kratzer, welcher es dahin brachte, daß der Mädchenschullehrer Allé zum Taubstummen-Lehrer (zu Freysing) ausgebildet wurde. Seine Privatanstalt ist 1817 zum Staatsinstitut erhoben worden und besteht heutzutage in einem angemessenen eigenen Hause.

Eine Blindenanstalt wurde mit der Taubstummenanstalt 1823 verbunden, 1858 aber wieder davon getrennt und mit der Nicolauspflege in Stuttgart vereinigt.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)