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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

württembergischen Regiment in eine Verwaltung zusammengeworfen, welche die „Kirchen- und Schulpflege“ heißt, s. oben.

Hieher gehört noch 5) das Blindenasyl, aus der einstigen Blindenanstalt 1832 herausgewachsen durch die Bemühungen des ev. Stadtpfarrers M. Jäger. Erwachsene, wenigstens über die Schuljahre hinausgewachsene Blinde sollen hier eine Unterkunft und lohnende Beschäftigung finden – durch Flechten von Stroh, Litzen, Tuchenden u. dgl. oder Bürstenbinden hauptsächlich, durch Spinnen und Stricken. Das Asyl begann in der sogenannten Bleiche und hat später das sogenannte Paradies, ein benachbartes Haus dazu erworben, um die weiblichen (Bleiche) und männlichen (Paradies) Blinden trennen zu können. Einzelne wohnen in der Stadt und das Institut steht in geschäftlicher Verbindung mit Blinden im ganzen Lande.


Bildungsanstalten.


Über das Schulwesen Gmünds fehlt es bis jetzt an ältern Nachrichten. Natürlich wurde auch hier zuerst eine (ursprünglich kirchliche) lateinische Schule errichtet und schon 1295 wird C. rector scolarum in Gmundia in einer Adelberger Urkunde genannt. Eine besondere Blüthe dieser Anstalt ist nicht bekannt. 1578 wurde nahe bei dem Platz, wo schon 1432 die Schule gestanden, ein neues Schulhaus erbaut in der Nähe der Pfarrkirche. Eine Schulordnung für die Lateinschule wurde 1674 gegeben; damals waren ein Magister und ein Cantor auf Kündigung angestellt. Herr Stadtpfarrer und eine Rathsdeputation sollten alle Quartal visitiren in doctrina et moribus. Die Franziskaner fiengen auch an Lateinunterricht zu geben, was Conflikte mit der Schule und später mit der Stadtpfarrei hervorrief, als die „Franziskanerstudenten“ nicht zur österlichen Communion in der Pfarrkirche gehn wollten. 1706 wurde die Organisation der Lateinschule dahin geändert, daß nun die Schule blos die Anfangsgründe lehren sollte (Grammatica und Syntaxis minor, die Franziskaner Syntaxis major, Humanität und Rhetorik. Bei der Musik sollen sich beide Abtheilungen unterstützen und die Franziskaner führten mit ihren Schülern auch theatralische Darstellungen auf.

Nach der württembergischen Occupation wurde das Schulgebäude zur Stadtschreiberei verwendet und zuerst in der Schmalzgrube Schule gehalten, 1809 die ganze Lateinschule ins Franziskanerkloster verlegt, wo zwei der früheren Mönche als Lehrer wirkten, in weltlicher Kleidung. Bei Errichtung des Schullehrerseminars endlich 1824 verlegte man die dreiklassige Lateinschule ins Klösterlein zu St. Ludwig.

Nachdem schon vor 1800 u. ff. ein französischer Sprachlehrer in Gmünd aufgestellt gewesen, errichtete man 1840–41 eine Realschule, welche jetzt drei Lehrer hat.

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)