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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Gmünder Judenschaft. Karl V. ertheilte 1521 das Privilegium, daß sie auf ewig nicht schuldig sein sollen Juden aufzunehmen und daß die Juden auch von den Einwohnern und Unterthanen kein Pfand nehmen oder Wucher treiben dürfen. Der Magistrat verbot nun allen Verkehr mit Juden und ließ das auch den benachbarten Juden eröffnen 1523. 26. 38 ... Die Unterthanen mußten darauf schwören im Unterthaneneid. Kaum durchpassiren ließ man fremde Juden, nur einzelne Begünstigte durften sich hie und da bei St. Katharina ein paar Tage aufhalten.

Erst zur württembergischen Zeit brachte die Gewerbefreiheit und Freizügigkeit den Juden freien Verkehr im Gmünder Gebiet und die Möglichkeit in der Stadt sich niederzulassen.


Wohlthätigkeitsanstalten.

1. Frühe schon kam auch zu Gmünd ein Spital zu Stande, die Überlieferung meldet, etliche Bürger haben ihre Häuser und Höfe dazu gestiftet, 1269 wurde ein Hofplatz dazu gekauft, um eine Kapelle zu bauen, was der Bischof von Augsburg und der Erzbischof von Mainz gestattete, wie auch die Aufstellung eines Priesters um den Armen die Sacramente zu spenden, doch ohne Schaden der Stadtpfarrei. 1444 nach Erwerbung des Kirchsatzes zu Lautern erwirkte das Spital die Erlaubniß, eine dortige Meßpfründe an den St. Nicolausaltar in die Spitalkirche zu verlegen; die andre Pfründe war zur hl. Jungfrau Maria. Auch das Gmünder Spital war dem heil. Geiste geweiht und führte im alten Siegel ein Doppelkreuz mit der Taube darüber, je einen Stern auf den zwei Seiten.

Frühe schon gewann das Spital ansehnliche Besitzungen, theils durch viele Schenkungen namentlich der Gemeinde-Einwohnerschaft, theils durch Ersparnisse und Kauf. Deßwegen nahm auch schon König Rudolf I. 1281 den heil. Geistspital und alle Besitzungen desselben in seinen Schutz, während König Wenzel 1398 auch das Spital von fremden Gerichten und vom Hofgericht befreite. Besondere Gönner waren die Herren von Rechberg, welche darum das Recht behielten, einige Pfründen zu besetzen und zu einer Austheilung (vom geschenkten Sachsenhof) am Neujahrsabend ihre Vögte von Hohenrechberg, Donzdorf und Waldstetten schickten. Manche wohlhabende ältere Leute kauften sich auch selber in das Spital ein als Pfründner, deren es sogenannte reiche und arme gab (1582 Rathsdekret wie’s mit den reichen Pfründern zu halten). Die gewöhnlichen Insaßen theilten sich in die vordere und hintere Stube, wozu die (untere z. B. 1429) Siechenstube kam. Die Stiftungen bedachten entweder den Fonds überhaupt, oder bestimmten die Art der Verwendung näher: es soll z. B. (1368) Wein und Fleisch zu besserer Nahrung oder Wein und Brod (1386) in der Fastenzeit ausgetheilt werden, oder etliche

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)