Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

So war denn Gmünd immer noch eine durch und durch katholische Stadt, als die württembergische Besitzergreifung auch evangelische Beamte und Besatzung brachte und bald auch bürgerliche Einwohner evangelischer Konfession sich niederließen. Darum wurde auch sofort eine evangelische Pfarrei gegründet (zum Theil als Garnisonspfarrei und ursprünglich auch als Zuchthauspfarrei für Gotteszell, wo später ein eigener evangelischer Geistlicher aufgestellt wurde), und derselben die Augustinerkirche überlassen.

Hier mag auch noch von den Nichtchristen im Lande, von den Juden die Rede sein. – Daß sich dieselben 1258 in Gmünd ansäßig gemacht haben ist eine unbeglaubigte Sage, die Lokalität des „Judenhofs“ bezeichnet aber heute noch die den Juden eingeräumte Gegend der Stadt. Eine Lokalität südwestlich von Straßdorf am Neidlingwald heißt der Judenkirchhof. Das Judenhaus, die ehemalige Synagoge ist 1788 wegen Baufälligkeit abgetragen und ein neues Haus erbaut worden. 1315 und 27 werden Gmünder Juden gelegentlich genannt, und König Friedrich ertheilte 1315 den Juden in Gmünd Steuer- und Umgeldsfreiheit auf 1 Jahr. Die große Judenverfolgung um 1349 traf auch Gmünd, denn Albrecht von Rechberg empfing 1349 auf Anweisung der Grafen von Württemberg 100 fl. von der Juden Guts willen. 1385 gewährte König Wenzel den schwäbischen Städten eine Herabsetzung der wucherlichen Judenkontrakte auf 10% Zins und verfügte 1398 daß Judenschulden ab sein sollen, wenn sie in 5 Jahren nicht eingeklagt worden. Umgekehrt befahl Kaiser Friedrich 1464/65 seine Judenschaft nicht mit Zöllen und Beschwerungen zu belegen, sondern sie bei ihren alten Verhältnissen zu lassen, trotzdem aber müssen um diese Zeit die Juden aus Gmünd vertrieben worden sein. Denn 1468 erlaubte Kaiser Friedrich seinem Kammerprocurator Dr. Ehinger mit der Juden Synagoge zu Gmünd samt ihrem Hab und Gut zu verfahren wie mit seinem eigenen Gut, und Dr. Ehinger verkaufte die Synagoge 1469 an die Stadt. Um diese Zeit wurde auch dem Kloster Gotteszell einbedungen keine Juden aufzunehmen, 1477. Doch erhielt 1480 wieder ein Jude Beisitzrecht und durfte ein Haus kaufen, bald aber gabs neue Händel, welche Kaiser Max 1498 noch einmal schlichtete und Bestimmungen gab über der Juden Handel und Wandel und Besteurung. Von Austreibung kann nicht die Rede sein, ehe die Pfänder gelöst und die Kapitalien heimbezahlt seien; 1501 aber gestattet der Kaiser, weil die Juden nicht ablassen mit ihrem gefährlichen Wucher und betrüglichen Verträgen, sie zunächst auf 10 Jahre ganz aus der Stadt zu weisen und überhaupt so lang bis ein Kaiser wieder anders beschließe und bis die dem Kaiser von Gmünd vorgestreckten 700 fl. heimbezahlt seien. 1511 bestätigt das Kaiser Max wieder auf 10 Jahre und vernichtet alle früheren Privilegien der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)