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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Für die Klöster zu Gmünd fehlt es zum Theil an ganz sicheren Nachrichten über ihre Entstehung.

1) Das Augustinerkloster soll nach jüngeren Stein-Inschriften von den kaiserlichen Herzogen Schwabens, näher vom Kaiser Konrad III. dem Hohenstaufen gestiftet worden sein und zwar als ein Chorherrnstift (wovon die Inschrift nichts weiß), welches erst später die Regel des Augustinerordens oder der Waldbrüder oder Eremiten St. Augustins annahm. Das Kloster, welches 1251 erstmals in Urkunden erscheint, in einer päpstlichen Bestätigung der Zehentfreiheit, erwarb ansehnliche Güter und Gülten und war bei den benachbarten adlichen Familien der Adelmann, Hack von Hoheneck, Horkheim und Wellwart beliebt als Stätte zum Begräbniß und für Jahrstage, was immer auch Einkünfte zuführte. Ein Mgr. Johannes Murhart, der heil. Geschrift Dr. testirte auch einen namhaften Schatz Bücher. – Besitzungen und Gülten erwarb das Kloster nach und nach zu Wisgoldingen, Schurrhof, Ober- und Unter-Bettringen, Unter-Böbingen, Mutlangen, Iggingen, Herlikofen, Pfersbach, Durlangen, Thierhaupten, Spreitbach, Holzleuthen, Rupertshofen, auch Rübgarten bei Eschach, die Kinzigwaid auf dem Aalbuch, in Straßdorf O-A. Aalen, Fachsenfeld, Weingefälle im Remsthal zu Schnait, Geradstetten, beiden Heppach. Der Vorsteher, d. h. der Prior des Klosters, war gewöhnlich zugleich „Lesemeister der heiligen Schrift.“

Das alte Kloster erlebte verschiedene Bauveränderungen. 1432 erst bekam die Kirche einen Chor, wozu die Stadt ihr Frauenhaus gab, zunächst an der Schule, es abzubrechen und auf die Hofstatt zu bauen. 1446 erlaubte ein Nachbar ins Langmünster zwei Fenster zu brechen, 1507 f. wurde eine St. Annakapelle erbaut, 1732 aber ein völliger Neubau begonnen, 1758 die Kirche. 1779 im Juni wurde ein Provincialkapitel der Augustiner zu Gmünd abgehalten. – Der Bauernkrieg, der schmalkaldische Krieg hatte Plünderungen gebracht, der 30jährige Krieg viele Drangsale, den Untergang aber brachte allen Gmünder Klöstern der Reichsdeputations-Hauptschluß 1802/03. Am 10. Februar 1803 mußte das Kloster geräumt werden, in welchem jetzt das Oberamt und das Kameralamt sich befinden; die Kirche ist der evangelischen Gemeinde eingeräumt.

2) Das Franziskaner- oder Barfüßerkloster soll gestiftet worden sein von Walther von Rinderbach 1208, in welchem Jahr – (nach einem Grabstein neben der Antonikapelle des Klosters) Bruder David mit sieben andern Brüdern nach Gmünd kam, vom heiligen Franziskus selber entsendet. Es soll hier das erste Franziskanerkloster in ganz Deutschland und Mutterkloster von Ulm (1229) gewesen und Bruder David im Geruch der Heiligkeit gestorben sein. – Vorsteher war der jeweilige „Guardian des Convents der mindern Brüder,“ den Schutz übte der Magistrat. 1472 versprach Graf

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)