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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

St. Nicolaikaplanei im Spital, St. Leonhardskaplanei verbunden mit der Stelle des Hausgeistlichen am Zuchthaus zu Gotteszell, die St. Kathrinenkaplanei am St. Kathrinenspital und eine mit dem Oberpräceptorat verbundene Kaplanei, wozu noch kommt die St. Salvatorskaplanei.

Am Thalabhang nordwestlich von Gmünd, der Nepper genannt, traten stattliche Sandsteinfelsen zu Tag, der Nepperstein, welcher etliche kleine Höhlen enthielt. Der Sage nach soll hier ein Versammlungsplatz der ersten Christen gewesen sein. Zuerst der Predigermönch F. Faber, welcher im Gefolg der Herrn von Rechberg 1483 im gelobten Lande gewesen war, machte aufmerksam, daß die größere Höhle höchst ähnlich sei der St. Jakobshöhle bei Jerusalem, nur kleiner, und es mag in Folge davon etwas geschehen sein, den Platz als eine heilige Stätte herzurichten. Doch heißt es späterhin wieder: nachdem der heil. Ort (angeblich) c. 900 Jahre liederich verlassen und wüst gelegen, vom Wetter verderbt, habe ein geborner Gmünder, Pfarrer Pfennigmann in Sulzbach am Main 200 fl. zur Verschönerung des Neppersteines testirt 1616 und der Magistrat ließ 1617 durch K. Vogt die jetzige untere Kirche herrichten, den Raum erweitern, dem Eingangsloch und den Fensteröffnungen regelmäßige Gestalt geben, ein Dach aufsetzen u. dgl. 1618 wurde die Kapelle geweiht mit zwei Altären zu Ehren des heil. Erlösers und seiner Apostel Petrus und Paulus – und des heil. Johannes und Jakobus. Es fielen nun so viele Opfer, daß man schon 1620 ff. daran ging, die obere Kapelle auszuhauen und den Thurm sowie die Stationen und den Ölberg zu errichten. Nach dem 30jährigen Krieg wurden die manchfach entweihten Kapellen 1654 wieder geweiht. Neben der Kapelle wurde ein Häuslein gebaut mit dem Wohn- und Schlafzimmer und dem Küchlein der heiligen Familie, samt Darstellung des englischen Grußes. Seit 1792 ist an der Stelle das heilige Grab. 1770 machte Kaufmann Dehler eine bedeutende Stiftung, von welcher das Beneficiathaus gebaut und eine Pfründe dotirt wurde, nachdem erstlich die Kapuziner von Gmünd den Gottesdienst besorgt hatten, nachher ein von der Stahl-Storrschen Familie 1745 gestiftetes Beneficium für zwei wöchentliche Messen.

In einer Höhle neben der Salvatorkapelle mit Wohnraum und Küchlein hausten bisweilen Klausner, jedenfalls noch im Anfang unseres Jahrhunderts eine Frau, welche lieber da von den Opfergaben lebte, als ins Spital sich aufnehmen ließ. Der breite bequeme Weg zum Salvator wurde erst 1795 angelegt.

Die sämtlichen geistlichen Stiftungen und Wohlthätigkeitsanstalten standen unter der Oberhoheit, Jurisdiktion und Protektion des Magistrats und hatten je zwei Pfleger aus der Mitte des Raths, dem ihre Officianten Treue schwören mußten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)