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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

z. B. benützt, 1785 aber durch ein Decret des Ordinariats beschränkt wurde. 1362 gab der Bischof ein privilegium de interdicto für die Pfarrei. Von den verbliebenen Einkünften des Stadtpfarrers hatte das Domkapitel zu Augsburg keine Vortheile mehr, während der Magistrat das Patronatrecht in seine Hände zu bringen wünschte und so wurde denn, als der Spital 1540 den Zehnten kaufte, das Patronatrecht als Geschenk einbedungen und gewährt; 1544 confirmirte der Bischof den Verkauf des Zehnten samt Kirchsatz, so daß 1545 die förmliche Übertragung erfolgte.

Daß die St. Johanneskirche ursprünglich bestimmt als Kapelle genannt wird und blos während des Baus der Frauenkirche als Pfarrkirche diente, ist schon gesagt. Der gothische Chor wurde vorher, also gegen Mitte des 14. Jahrhunderts, hergestellt, eine Renovation innen erfolgte 1474 und durchgreifender außen und innen 1594. Kramläden siedelten sich um die Kirche an, weil die Localität um des nahen Markts willen besonders gelegen war. Pfründen in der Johanneskirche bestanden mindestens drei, St. Martini und St. Petri und an unser lieben Frauen Altar gestiftet von Johann von Rinderbach sen. vor 1354.

Um die Pfarrkirche und Johanneskirche waren Kirchhöfe, der letztere wohl hauptsächlich seit der andere Bauplatz geworden. Auf dem ummauerten Pfarrkirchhofe, welcher erst 1804 von allen Grabkreuzen gesäubert wurde, stand noch gegen Südwest eine besondere 1807 abgebrochene St. Michaelskapelle mit einer Gruft, wo ein Altar war, und außen mit einem Ölberg. Allmählig drängte sich das Bedürfniß auf, die Begräbnißstätte aus der Stadt weg zu verlegen, was 1542 geschah zu der St. Leonhardskapelle am Weg nach Gotteszell; 1543 wurde der neue Kirchhof eingeweiht, 1622 erweitert. Die 1779 umgebaute und mit neuen Glöcklein versehene Leonhardskapelle hatte zwei Meßpfründen – in choro (zuerst 1304 von gefallenem Opfer gestiftet) und extra chorum, eine zur heil. Jungfrau Maria. Die Leonhardskapelle wurde angeblich 1354 erbaut.

Ein besonderer Kirchhof für Selbstmörder war „beim Josephle.“

Am Kirchhof bei St. Johann stand die St. Veitskapelle mit besondern Einkünften, den Überlieferungen zufolg’ ein altes Bauwesen (das übrigens in einer freilich flüchtigen Zeichnung eher große gothische als kleine romanische Fenster zeigt) mit einer obern und untern Gruft; zu den Fabeln gehört, daß dieses die erste Kirche Gmünds gewesen und daß die Hohenstaufen da ihr Familienbegräbniß gehabt haben. Meßpfründen waren es mindestens zwei, die erste St. Viti. Die Kapelle selbst wurde 1807 abgebrochen.

Eben diesem Schicksal unterlagen allmählig 1) die St. Sebaldskapelle in der Waldstetter Vorstadt, 1834 abgebrochen. (In einer Urkunde von 1384 heißt es: vor Waldstetter Thor bei St. Dipolten).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)