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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

h. Das Oberamtsgerichts-Gefängniß in der ehemaligen Fuggerei.

i. Das Oberamts-Gefängniß steht hinter der Oberamtei auf dem sog. Turniergraben.

5. Gebäude, in welchen Privatanstalten bestehen:

a. Das Irrenhaus zu St. Vinzenz, ein 4stockiges, sehr ansehnliches Gebäude, das in dem sog. Kapuzinergarten, auf dem früher das Kapuziner-Kloster stand, im Jahr 1861/1863, nach den Entwürfen des Oberbauraths von Morlock massiv erbaut wurde.

b. Das Gutleuthaus der barmherzigen Schwestern vom Orden des h. Vinzenz von Paula, besteht in dem vormaligen Kaufmann Gerber’schen Hause, das 1858 für seinen gegenwärtigen Zweck angekauft wurde.

Von den einstigen Privatgebäuden nennen wir die Fuggerei in der Kirchgasse, in welchem Antoni Fugger sen., Freiherr zu Kirchberg und Weißenhorn lebte und 1616 in Schulden starb; in dem Rest des Anwesens befindet sich gegenwärtig das Oberamtsgerichtsgefängniß (s. oben) und das ehemalige Gartenhaus ist jetzt Wohnhaus.

Die Gmünder Chroniken führen verschiedene adelige Höfe auf, die meistens erst im 17. Jahrhundert nachweisbar sind und im Besitze von nur vorüber ansäßigen Familien waren; so die Herren von Bubenhofen zu Ramsberg (ihr Haus steht auf dem Platz bei der Taubstummen-Anstalt), die Blarer von Wartensee zu Unter-Böbingen, die v. Laymingen zu Lindach, die Nittel von Treppach, die v. Hausen zu Wagenhofen, die v. Degenfeld, v. Gaisberg, v. Sperberseck u. s. w. Unzweifelhaft stammten ihre Sitze, soweit es ansehnliche und feste Häuser waren, meist aus alter Zeit, als ehemalige Wohnhäuser ritterlicher und ehrbarer Geschlechterfamilien; z. B. der Leineckhof wird den Rinderbachen von Leineck zugehört haben. Bei der Lateinschule stand ein Haus, welches ein Schenk von Schenkenstein erwarb und das 1446 seiner Wittwe, geb. v. Adelmann, nachher den Hacken von Hoheneck und zuletzt denen v. Wellwart gehörte; letztere verkauften es an die Stadt. Das Haus „Im Hof“ hinter dem Gasthaus zum Pfauen mit Resten einer Umfassungsmauer mag wohl den Patriziern Im Hof zugehört haben. Das Vorkommen einer Familie „im Steinhaus“, läßt vermuthen, daß diese im bedeutendsten und vielleicht ältesten Steinhaus der Stadt daheim war. Die Herren v. Rechberg hatten nachweisbar zu verschiedenen Zeiten Wohnsitze in der Stadt, ihren letzten vermuthlich auf dem Platz der Dom. Forster’schen Fabrik, wo das frühere, von den Harern 1473 erbaute Haus eine Wetterfahne mit den Rechbergischen Wappen und der Jahrszahl 1617 hatte.

Wie überall in den Reichsstädten, so waren auch in Gmünd Trinkstuben, gesellige Versammlungslokale der verschiedenen Bevölkerungsklassen, wo aber gelegentlich auch Geschäfts- und Stadtangelegenheiten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)