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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

ist innen 160′ lang und 45′ 3″ breit. Den halben Chor erfüllt ein gewaltiger tempelartiger Zopfaltar. Die beiden tüchtigen Seitenaltäre enthalten große Ölbilder von J. G. Strobl. 1764. An der Nordseite stehen einige hübsche Grabplatten im Renaissancestil, worunter eines der Familie Wöllwarth, und nahe am westlichen Eingange findet sich das ganz treffliche Grabmal eines Ritters mit desselben hocherhaben gearbeitetem Brustbild von äußerst feinem und sprechendem Ausdrucke und der Umschrift: Anno dmi. 1534 iar an sant ursula dag starb der edel und vest Jörg gronbeck zu niedern buirn. dem got gnad. Im Chore zieht sich schönes, mit Brustbildern geschmücktes und aus dem Ende des sechszehnten Jahrhunderts stammendes Chorgestühl hin.

In der Sakristei nördlich am Chorende befindet sich das Portrait des J. Laib, mit der Unterschrift: Jacobus Laib Quardianus 1620 Civitatem Gamund. in Vera Fide Servavit, pro reformatione Monasterii in propria Persona Collegit Eleemosinae Summam 11948 Flor.

Nördlich stößt an die Sakristei die geräumige St. Antoni-Kapelle; sie trägt keine Spuren ihrer früheren Bestimmung mehr, und wurde zur Zeit des Umbaues in das Refectorium verwandelt, das gleich der Kirche in reichem Rococostil gehalten ist. Zwischen der Antonikapelle nun, der Sakristei und der Kirche befindet sich ein Raum, mit der Grabplatte des vom h. Franziskus von Assisi nach Gmünd gesandten Bruders David, bis jetzt von einem kleinen Holzstall verdeckt. Es ist eine schlanke, trapezförmige, mit zwei beweglichen eisernen Ringen versehene Steinplatte mit der Umschrift:

Candide lector. hoc sub lapide requiescunt ossicula Davidis fraterculi qui a Sancto Francisco huc missus septem cum fratribus. anno dn. 1208.

Die Zahl 1208 steht auf der Platte selbst über dem oberen Ring, in spätgothischen (arabischen) Ziffern, und auch die Umschrift wurde, wie die Schriftzeichen untrüglich beweisen, erst am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts gefertigt; die Grabplatte selbst mag jedoch die ursprüngliche sein; sie lag früher in der Antonikapelle über der Erde erhöht und mit eisernen Leuchtern versehen, auf denen Kerzen brannten, wenn die Gläubigen beim Grabe des im Ruf der Heiligkeit verstorbenen Bruders ihre Andacht verrichteten. In demselben Raume sind an der nördlichen Wand noch zwei hübsche Grabmälchen zu bemerken, des Antoni Stahl († 1759) und seiner Gemahlin, geb. Deblerin († 1770).

Alle bis jetzt genannten Kirchen werden von der städtischen Kirchen- und Schulpflege unterhalten.

4. Die protestantische Kirche (Kirche des ehemaligen

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)