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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Mittelschiffes westlich 29′, östlich 31′ (d. h. die Hälfte der ganzen westlichen Breite der Kirche). Die Höhe des nördlichen Seitenschiffes beträgt 20,5′, die Breite westlich 12′, östlich 13′, die Höhe des südlichen Seitenschiffes 24′, die Breite westlich 14′, östlich 16′.

Auffallend und wohl nie mehr ganz zu ergründen sind diese großen Unregelmäßigkeiten des Grundrisses. Dazu kommt noch, daß das Hauptportal um 41/2 Fuß zu weit nördlich sitzt, ferner trifft die Verlängerung der Choraxe so ziemlich in die Mitte desselben. Man begann wohl mit Rücksicht auf den ältesten Theil, nämlich die Chorabside, den Bau der Westseite, deren Formen auch noch, außer den am Chor gefundenen skulpirten Steinen, die alterthümlichsten sind; die Arkaden des Mittelschiffes baute man unstreitig von Westen nach Osten, denn die letzte Arkade, die achte, ist enger und spitzbogig, sie mißt nur 10,8′, während die übrigen alle rundbogig sind und 11,6′ messen. Ein weiteres Räthsel ist ferner, daß am Westende der nördlichen Arkadenreihe kein Pfeiler, sondern eine halbe Würfelknaufsäule mit schweren Eckknollen steht.

Daß das nördliche Seitenschiff schmäler, niederer und einfacher gehalten wurde, mag auch darin seinen Grund haben, weil auf dieser Seite das Veitskirchlein stand, während die Wand des südlichen Seitenschiffes als eigentliche Schauseite behandelt und auch parallel mit der alten Chorwand geführt wurde.

Die Ausführung des Baues bis hinab zu dem breiten Grundgemäuer ist äußerst sorgfältig, besteht durchweg aus feingefügtem glattgeschafften Quadern; die Thore haben gewaltige steinerne Oberschwellen, die von Rundbögen entlastet werden. Steinmetzzeichen finden sich besonders häufig an den Wänden des Hochschiffes, im Thurm und an den Arkadenpfeilern. Es sind die gewöhnlichen, spätromanischen; an einem der Arkadenpfeiler ist auf beiden Seiten groß eingeritzt ein Dreieck, worin ein großer, eleganter Spitzhammer sitzt, dann eine große Zange u. s. w. Noch wären zu erwähnen die beiden trefflichen Laubwerkskonsolen, auf denen früher die im strenggothischen Stil gehaltenen Bildsäulen, Maria und St. Martin standen, die jetzt das Westportal der h. Kreuzkirche schmücken; ferner die große eherne und versilberte Lampe, worin das ewige Licht brennt, ein merkwürdiges, sehr altes Werk mit drei sirenenartigen Gestalten; dann das auch im Chor befindliche Ölbild aus dem 17. Jahrhundert, worauf die Legende von der Stiftung der Kirche und im Hintergrund eine Ansicht der Burg Hohenstaufen samt Umgebung sehr fleißig und ausführlich dargestellt ist; die Unterschrift des Malers lautet: Johann Georg Scherlen Maler. Die Kirchenstühle sind in schönem Rococo ausgeführt; auf dem Chorboden liegt ein alter Grabstein, das Brustbild eines Geistlichen mit Kelch. Schließlich sei noch der Abendmahlskelch in der Sakristei genannt, an dem das sehr alte winzige Bildchen

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)