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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

In der vierten Kapelle, der frühern Rechberg’schen, steht auf dem neugothischen Altar das schöne große Crucifix aus dem 16. Jahrhundert, das sich früher auf dem Kreuzaltare befand.

Die fünfte Kapelle enthält den Antonius-Altar mit den alten Holzfiguren des Johannes, Nicolaus und der Barbara, hier hängt auch der sehr schöne Todtenschild des Rathes Eydtelhans von haußen zu wagenhoffen, gest. 17. December 1622.

In der sechsten, der mittleren Kapelle, steht aus feinem Sandstein gehauen, das heilige Grab, zur Zeit der Erbauung der Kirche verfertigt, ein Werk von hoher großartiger Auffassung und von edler höchst ergreifender Durchführung, das zum Besten gehört was die Bildhauerei damaliger Zeit geschaffen hat; auffallend erinnern diese stark aber immer schön stilisirten Gestalten wieder an französische Weise. Christi Leichnam, in großem Maßstabe, liegt, von einem Gewand in weitem Wurfe halb umschlagen, in der offenen Grabkiste, (der Tumba), an der außen die drei betäubten Krieger kauern; hinter der Tumba stehen, Salbgefässe in den Händen, die anmuthreichen hohen Gestalten der drei trauernden heiligen Frauen, und weiter außen zwei jugendliche Engel mit gar lieblichen lockigen Häuptern; die alte Bemalung wurde kürzlich erneuert. An den Seitenwänden sind zwei große, etwas übermalte figurenreiche Fresken, auch in jenem alten, strengen und mächtigen Stile gehalten, (wohl aus der Zeit der Einweihung des Chors 1410) rechts die Kreuzigung, mit den Frauen, Johannes, vorne die würfelnden Landsknechte, auf dem andern Bilde Maria mit dem Leichnam Christi, Johannes, die Frauen, Joseph von Arimathia und Nicodemus. Namentlich Maria, sowie das Haupt Christi sind von zwingender Gewalt des Ausdrucks.

Die siebente Kapelle besitzt einen neugothischen Altar und einen Todtenschild des Doktor Leonhard Kager, gest. 20. Februar 1616, und seiner Gemahlin Katharina Orenbergerin, gest. 28. Juni 1614.

In der achten Kapelle befindet sich der Geburt Christi-Altar, dessen Flügel Gemälde von mittlerem Werth aus dem Ende des 16. Jahrhunderts zeigen; ferner ein Todtenschild des Bürgermeisters Caspar Debler, gest. 10. November 1557, und daneben jene Kanonenkugel, die am 26. November 1546 im schmalkaldischen Krieg bei der Belagerung der Stadt hereingeschossen wurde.

In der neunten Kapelle hängen die Todtenschilde des Arztes Lenhart Haug, gest. 26. November 1546 und des Wolff Jäger der Otter, Obrister Stettmäuster, gest. 23. Juni 1586; auf dem Fußboden liegt das aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts stammende rothmarmorne Denkmal des Johannes Stailler; mehr ist daran nicht zu lesen.

In der zehnten und letzten Kapelle steht der Josephsaltar, neu, doch mit dem schönen alten gothischen Mittelbilde Maria mit Christi

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)